Adele Neuhauser als Transfrau: „Ich habe auch gefragt, ob es okay ist, dass ich das spiele“

Kultur

Adele Neuhauser ist in Uli Brées „Ungeschminkt“ (20.15 Uhr) als Transfrau Josefa zu sehen, die nach mehr als 40 Jahren in ihr Heimatdorf zurückkehrt.

„Es ist einer der schönsten Filme geworden, die ich je gemacht habe“, sagt Adele Neuhauser über ihr neues TV-Projekt: In „Ungeschminkt“ (heute, Mittwoch, 20.15 Uhr in ORF2 zu sehen) spielt sie die Transfrau Josefa, die nach dem Tod der Mutter in ihr Heimatdorf in den Bergen zurückkehrt – zum ersten Mal, seit sie es vor mehr als 40 Jahren im Streit verlassen hat. Damals lebte sie noch nicht offen als Frau.

Das Drehbuch von „Vorstadtweiber“-Autor Uli Brée habe Neuhauser „von Anfang an in den Bann gezogen“, erzählt die Schauspielerin im KURIER-Gespräch. „Mir war wichtig, dass nicht reißerisch und voyeuristisch erzählt wird, was ich Uli auch nicht zugetraut hätte – aber dass er sich dem Thema so sensibel annähert, damit habe ich nicht gerechnet.“

Große Liebe

Josefas Geschlechtsangleichung liegt im Film bereits in der Vergangenheit. Als sie ihr altes Zuhause aufsucht, wird sie dort mit ihrer Ex-Frau Petra (Eva Mattes) und ihrem Jugendfreund Blume (Ulrich Noethen) konfrontiert. „Sie erkennt, dass da noch große Liebe ist – aber auch, dass große Verletzungen passiert sind. So sind alle gezwungen, sich endlich hinzusetzen und miteinander zu reden. Es dauert eine Zeit, bis sie es tun – aber sie tun es und das ist sehr heilsam.“

Der Film erzähle im Grunde „vom Menschsein, von Verletzungen und vom Verzeihen. Und er lässt einen hoffnungsfroh in die Zukunft schauen“, findet Neuhauser. „Nur weil man selbst Großes durchlebt hat, ist man nicht zwingend der Einzige, der tragische Erfahrungen gemacht hat. Auch Josefa verhält sich nicht immer korrekt. Als Menschen begehen wir Fehler. Aber es gibt die Möglichkeit, sie wieder gutzumachen.“

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Neben Josefas Geschichte wird auch die ihrer besten Freundin Antonia erzählt (gespielt von Hayal Kaya, selbst eine Transfrau), die Anfeindungen und körperliche Gewalt erfährt. Und der Film zeigt Alltagssituationen, die für Transpersonen schwierig werden können – etwa Behördengänge.

„Die Thematik wurde in den letzten Jahren medial auf eine manchmal geschmacklose Weise ausgeschlachtet“, sagt Neuhauser. „Das hat mich sehr vorsichtig gemacht. Ich wollte sehr genau mit dem Thema umgehen, um Transpersonen nicht zu verletzen und gleichzeitig auch nicht dem gängigen missachtenden Ton noch mehr Stimme zu geben.“

ORF/ORF/BR/Jacqueline Krause-Burberg

Adele Neuhauser als Josefa im ORF-/BR-Film „Ungeschminkt“. Ihre jüngere Version spielte Riccardo Campione 

Darf man das?

Sie habe sich Dokumentationen angeschaut und in der Literatur recherchiert, was es bedeutet, eine Geschlechtsangleichung vorzunehmen, erzählt Neuhauser über die Vorbereitung auf ihre Rolle. „Und ich habe Gespräche mit Transpersonen geführt und dabei auch gleich gefragt, ob es okay ist, dass ich das spiele.“ Immer wieder wird diskutiert, ob auch Menschen, die diese Erfahrung nicht selbst gemacht haben, Transpersonen in Filmen spielen dürfen. „Von meiner Warte aus gesehen ja – und es war beruhigend zu hören, dass es auch von Transpersonen akzeptiert wurde. Es geht darum, mit welcher Sensibilität man ein Thema behandelt. Das ist mir generell wichtig“, meint Neuhauser. Zum Schauspielberuf gehöre es dazu, sich einer Materie anzunähern – „eben auch aus einer gewissen Distanz heraus.“

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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