Es ist womöglich Frankreichs schwerwiegendster Fall von Pädokriminalität: Über mehrere Jahrzehnte soll ein Ex-Chirurg mindestens 299 Patienten sexuell missbraucht haben.
Nach dem schockierenden Fall rund um Gisèle Pelicot bereitet sich Frankreich auf einen weiteren Prozess wegen sexuellen Missbrauchs vor, der weltweite Aufmerksamkeit erregen dürfte. Laut Ankündigung der Staatsanwaltschaft findet im Frühjahr 2025 der Hauptprozess gegen den ehemaligen Chirurgen Joël Le Scouarnec statt.
Der 73-Jährige sitzt schon seit 2017 in Haft, 2020 wurde er erstmals wegen Vergewaltigung in vier Fällen verurteilt. Insgesamt werden ihm aber sexueller Missbrauch und Vergewaltigung an 299 Opfern zur Last gelegt. 256 davon sollen zum Zeitpunkt des Verbrechens jünger als 15 Jahre alt gewesen sein.
Angeklagter führte Tagebuch über Verbrechen
Zwischen 1989 und 2014 ist Joël Le Scouarnec als Chirurg in verschiedenen Krankenhäusern in Vannes, Lorient und Quimperlé im Nordwesten Frankreichs tätig. Während dieser Zeit vergewaltigt und missbraucht er Hunderte seiner Patienten sexuell. An den meisten von ihnen vergeht er sich, während diese unter Anästhesie stehen und bewusstlos auf dem Operationstisch liegen.
Die Namen der Buben und Mädchen sowie die Details seiner Verbrechen hält Le Scouarnec in tagebuchähnlichen Aufzeichnungen fest.
Ein Eintrag daraus liest: „10. April, 8:15 Uhr, in den Toiletten des Krankenhauses von Lorient: Während ich meine morgendliche Zigarette rauchte, dachte ich über den Fakt nach, dass ich ein großer Perverser bin. Ich bin gleichzeitig Exhibitionist, Voyeur, Sadist, Masochist, Fetischist und Pädophiler. Und damit bin ich glücklich.“
Obwohl es im anstehenden Prozess um 299 seiner Opfer gehen wird, sei die Zahl laut Ermittlungen in Wahrheit noch um mindestens ein Dutzend höher. Einige der Fälle können aber wegen Verjährung nicht mehr behandelt werden.
Auch Nachbarskind und eigene Nichten vergewaltigt
Le Scouarnec wurde 2020 in einem ersten Verfahren bereits wegen Vergewaltigung an vier Mädchen zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bei zwei der Mädchen handelte es sich um seine Nichten, bei einem um ein Nachbarskind, dessen Anzeige den Ex-Mediziner schlussendlich auffliegen ließ.
2017 gelangten die erschreckenden Details der Verbrechen von Le Scournec an die Polizei, nachdem sich die Nachbarstochter, die nur 6 Jahre alt war, als dieser sie vergewaltigte, ihren Eltern von der Tat erzählt hatte. Die Beamten fanden dann bei einer Hausdurchsuchung über 300.000 kinderpornografische Bilder, sowie Tausende Seiten an Aufzeichnungen seiner Taten.
Source:: Kurier.at – Politik