„Amphitryon“: Göttliche Sex Machine als teuflischer Doppelgänger

Kultur
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Wenn es um die Adaption antiker Stoffe geht, kann das Bronski & Grünberg der Burg locker Paroli bieten. In diesem Monat stehen – neben dem fulminanten „Eurobronski Song Contest“ – gleich drei Klassiker-Bearbeitungen auf dem Spielplan: „MFG, Ödipus“, „Cäsars Büro“ (nach Shakespeare) und nun auch „Amphitryon“ mit erstaunlich vielen Kleist-Blankversen.

Was aber noch weit mehr verblüfft: Das 80-minütige Lustspiel ist fast so etwas wie eine freie Burgtheater-Produktion. Denn in den Hauptrollen begeistern Ensemblemitglied Dietmar König und Peter Knaack, der nicht mehr an der Burg engagiert ist. Regie führen Ensemblemitglied Sarah Viktoria Frick und Martin Vischer, der – wie Knaack – die Burg 2019 (Martin Kušej wurde Direktor) zu verlassen hatte.

Slapstick und Horror

Das Paar hat sich nach zwei aberwitzigen Dramatisierungen von Filmen – „Das Boot“ und „Terminator“ – nun an ein Stück Weltliteratur herangewagt – und dieses mit etwas Slapstick und viel Horror garniert: Sie lassen die Verwechslungskomödie in einem Hotelflur spielen. Die Türnummern 217 und 237 weisen dezent auf Kubricks „Shining“ als Inspirationsquelle hin.

Natürlich ist es ziemlich düster in den Gängen. Denn der Blitze schleudernde Donnergott herrscht über den mit einem Blitz markierten Sicherungskasten: Immerzu brzzzlt es bedrohlich, wenn Jeanne Werner als luxemburgisch parlierender Jupiter den Arm ausstreckt.

Philine Hofmann

Er ist eine teuflische Sex Machine – und penetriert nicht nur seinen Mitstreiter Merkur: Um an Alkmene heranzukommen, verwandelt er sich in deren Gatten Amphitryon. Damit der höllische Plan gelingt, schlüpft Gerhard Kasal als brutaler Bruce-Willis-Merkur in die Rolle von Amphitryons Diener Sosias, den Knaack als schwer überforderten Leidensmann zeichnet. Der Titelheld, eben aus dem Krieg zurückgekehrt, staunt nicht schlecht über den grinsenden Doppelgänger: Der Klaus-Kinski-Wahnsinn blitzt Dietmar König, steif vor Schreck, aus den Augenwinkeln.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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