
Die ProSieben-Aktionäre haben von Donnerstag an und bis zum 6. Juni Zeit, um ein Angebot des italienischen Medienkonzerns MFE anzunehmen. Man erwarte nicht, eine Mehrheit der Aktien angedient zu bekommen, heißt es in dem am Donnerstag von MFE-Mediaforeurope veröffentlichten Angebotsprospekt. Das sei auch nicht das Ziel. Das Offert liegt unter dem aktuellen Kurs der ProSieben-Aktie.
Die vom Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten und Medienunternehmers Silvio Berlusconi, Pier Silvio Berlusconi, geführte MFE ist mit inzwischen 30,14 Prozent größter Aktionär der deutschen Fernsehgruppe um Sat.1, ProSieben und Kabel 1, die in Österreich an den ATV- und Puls-Sendern beteiligt ist. „Derzeit stellt das hart umkämpfte Marktumfeld für das Entertainment-Geschäft dieses spezielle Segment vor besonders große Herausforderungen, die rasche Entscheidungen und strategische Maßnahmen erfordern“, heißt es in der Unterlage.
MFE wolle „die Umsetzung der derzeitigen Strategie (…) unterstützen und beschleunigen, die die Konzentration auf das Kerngeschäft (Entertainment) als Hauptpriorität und den Schuldenabbau durch die Veräußerung der nicht zum Kernbereich gehörenden Bereiche (Dating & Video, Commerce & Ventures) umfasst“. Es geht also nach Einschätzung von Analysten darum, den Druck auf das Management um Vorstandsvorsitzenden Bert Habets hochzuhalten.
Zusammenarbeit mit italienischen und spanischen Sendern prüfen
Gleichzeitig solle ProSiebenSat.1 eine Zusammenarbeit mit den italienischen und spanischen Sendern von MFE prüfen, heißt es im Angebotsprospekt. Denkbar sei etwa eine gemeinsame Streaming-Plattform. Bei Bedarf könne MFE dabei auch finanziell unterstützen.
Die erste Angebotsfrist für ProSieben-Aktionäre geht über vier Wochen. Vom 13. bis 26. Juni schließt sich eine Nachfrist an. Die Italiener bieten 4,48 Euro in bar und 0,4 A-Aktien von MFE. Zum Aktienkurs vom Donnerstag entspricht das zusammen 5,76 Euro. Das sind zwei Cent mehr als der Mindestpreis, den die Finanzaufsicht BaFin festgestellt hatte, aber 39 Cent weniger als der Kurs der ProSieben-Aktie von 6,15 Euro.
Großaktionäre machen Druck
Mit dem Ende März angekündigten freiwilligen Angebot kommt MFE um ein – möglicherweise höheres – Pflichtangebot herum, das bei einer Beteiligung von 30 Prozent fällig gewesen wäre. Über die Börse hat MFE seitdem weitere ProSieben-Aktien zugekauft.
Der zweite Großaktionäre, die tschechische PPF von Milliardärin Renata Kellnerova, wird das Berlusconi-Offert genau unter die Lupe nehmen. „Wo auch immer wir sind, wollen wir eine aktivere Rolle spielen. Davon werden unsere nächsten Schritte abhängen“, zitierte jüngst die Wirtschaftswoche PPF-Chef Jiří Šmejc. Bei der Hauptversammlung des Vorjahres war man voll auf MFE-Kurs. Damals war es gelungen, mit Klára Brachtlová eine PPF-Vertreterin in den Aufsichtsrat zu holen. „Und wir wollen das Management aktiv beeinflussen können, denn das Unternehmen muss eine Transformation durchlaufen – und zwar schnell“, wurde Šmejc zitiert. „Die Reaktion des Managements darauf wird unsere Überlegungen zu den nächsten Schritten prägen.“
Source:: Kurier.at – Kultur