
Einen wohldosierten Optimismus kann man Staatsopern-Direktor Bogdan Roščić nicht absprechen: „Sie sehen, dass wir davon ausgehen, dass die Welt zumindest bis zum 30. Juni 2026 steht.“ Denn bis zu diesem Datum hat der 60-Jährige den neuen Spielplan fixiert: eine Saison mit fünf Premieren – und erstmals einem „Opern Air“ zum Start. Am 7. September ist im Burggarten bei freiem Eintritt ein Freiluftkonzert mit Stars wie Elīna Garanča, Jonas Kaufmann, Benjamin Bernheim oder Sonya Yoncheva angesetzt, das von ORF III und Arte übertragen wird.
Ihn habe immer schon gestört, dass die Staatsoper ihren Neustart nach der Sommerpause nicht feierlich begeht, was sich nun ändere, so Roščić. „Die Staatsoper ist nicht das Spielzeug der gehobenen Stände und schon gar nicht der Auskenner. Sie hat für alle da zu sein“, sagte der Direktor bei seiner Pressekonferenz am Freitag.
Den Premierenauftakt macht am 26. September eine auf Deutsch gespielte „Verkaufte Braut“ von Bedřich Smetana in der Regie von Dirk Schmeding. Am 16. Dezember wird Otto Schenks traditionsreiche „Fidelio“-Inszenierung aus 1970 ersetzt – mit einer Neuinterpretation von Puppenmagier Nikolaus Habjan unter der musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst. Am 7. Februar folgt Verdis „Luisa Miller“, die im Graben von Michele Mariotti gestaltet wird, während der exilrussische Regisseur Philipp Grigorian die Bühnentechnik vor Herausforderungen stellt. „Er hat einen Mechanismus gefunden, wie sich die Bühne blitzartig verwandeln kann“, so Roščić.
Netrebko, Grigorian …
Mozarts „Clemenza di Tito“ wird von Jan Lauwers inszeniert. Und am Ende der Saison wird Georges Bizets „Les Pêcheurs De Perles“ erstmals am Ring erklingen. „In unseren postkolonialen Zeiten will ja kaum ein Regisseur hingreifen“, spielte Roščić auf den Spielort (Ceylon) an. Regie-Shootingstar Ersan Mondtag traut sich und greift hin, wobei er mit Juan Diego Flórez und Ludovic Tézier eine Topbesetzung zur Verfügung hat.
Topbesetzungen gibt es auch bei mancher Repertoirevorstellung. So feiert etwa Nina Stemme ihr Rollendebüt als Klytämnestra in „Elektra“, Anna Netrebko ist in „Tosca“ und „Nabucco“ zu erleben, Jonas Kaufmann erstmals szenisch als Eisenstein in der „Fledermaus“ und Asmik Grigorian in „Eugen Onegin“.
Ihren ersten Auftritt als neue Ballettchefin hatte Alessandra Ferri, die zwei Premieren am Ring im Angebot hat. „Kallirhoe“ in der Choreografie von Alexei Ratmansky im Oktober und dann im März 2026 den Abend „Visionary Dances“ mit Arbeiten von Justin Peck, Wayne McGregor und Twyla Tharp. Zu den Einsätzen in der Staatsoper kommen noch zwei Premieren in der Volksoper, wo man im Dezember „Marie Antoinette“ von Thierry Malandain und im Mai 2026 „American Signatures“ zeigt.
Noch geheim indes ist der Spielplan für den Standort Nest (bis zur Präsentation am 26. Mai). Aber bereits jetzt zufrieden mit den Zahlen zeigte sich Geschäftsführerin Petra Bohuslav. So kam man im Nest von Dezember bis März auf eine Auslastung von 94 Prozent. Noch besser steht das Haupthaus da – mit einer Auslastung von 99,79 Prozent in der laufenden Saison (unwesentlich geringer als in der Rekordsaison 2023/’24 mit 99,94 Prozent).
Angesichts ausufernder Budgetlöcher im Bund zeigte sich Roščić kämpferisch, sollten Einsparungsideen auch auf sein Haus zurückschlagen: „Man muss der Politik die Illusion abschminken, dass hier noch etwas zu holen ist.“ Man habe in …read more
Source:: Kurier.at – Kultur