„Das Arbeitsklima war nicht auszuhalten, ich wurde schikaniert“

Kultur

Trenklers Tratsch: Das Betriebsklima im Theater der Jugend war – neue Fälle deuten daraufhin – miserabel. Die Kulturpolitik schaute weg.

Am 29. Jänner kündigte Thomas Birkmeir an, die Leitung des Theaters der Jugend im Sommer 2026 abzugeben – auf eigenen Wunsch. Der Münchner, 1964 geboren, blicke „mit großer Dankbarkeit auf 25 inspirierende und erfolgreiche Jahre zurück“, wie es hieß. Und der Vorstand würdigte die „bemerkenswerte Entwicklung“ des Hauses unter Birkmeirs Leitung. Die Nachfrage des KURIER über die Gründe ließ Birkmeir unbeantwortet.

Laut „Standard“ konstatierten Ex-Mitarbeiter ein „System aus Angst und Machtmissbrauch“. Birkmeir hätte das Theater der Jugend samt all den Angestellten „wie sein Eigentum“ behandelt. Wer Kritik an seiner Arbeit als Autor oder Regisseur übte, hätte mit negativen Folgen zu rechnen gehabt. Die Zeitung illustrierte dies anhand mehrerer Vorkommnisse.

Und auch beim KURIER meldete sich namentlich eine Betroffene. Sie spricht von einem „schlechten Führungsstil“ – und macht neben Birkmeir noch zwei weitere Personen dafür verantwortlich: „Es war ein schreckliches Trio, unter dem nicht nur ich, sondern viele Kolleginnen und Kollegen gelitten und auch resigniert haben.“

Zudem gibt es Aufzeichnungen über diverse Vorkommnisse. Betroffen dürften zumeist Frauen gewesen sein. Einige Beispiele: Aufgrund der Zugverbindungen war eine Mitarbeiterin, die nach Wien einpendelte, tagtäglich um 8.30 Uhr im Büro. Aber erst um 9 Uhr durfte sie zu arbeiten beginnen. Eine andere Mitarbeiterin verlor ihren Ehemann. Den ihr zustehenden Sonderurlaub (drei Tage) wollte man ihr angeblich nicht zur Gänze gewähren, weil sie nur geringfügig beschäftigt war. 

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Eine aus der Karenz zurückgekehrte Mitarbeiterin beantragte Stillpausen, was ihr vorerst nicht genehmigt worden sei. Ihr seien zudem Steine in den Weg gelegt worden, was die Kolleginnen im Theater der Jugend als Mobbing und Demütigung empfanden. Eine andere Mutter beantragte Elternteilzeit, was „Schikanen“ zur Folge hatte. Eine weitere Mitarbeiterin sei von der Direktion wiederholt kritisiert oder ignoriert worden, dies hätte ihr mit der Zeit jegliches Selbstvertrauen geraubt. Und wieder eine andere Mitarbeiterin sei aufgrund des emotionalen Drucks und der Angstmache von Seiten der Direktion ins Burnout gerutscht: Sie litt unter Panikattacken und schaffte es nicht mehr, in die Arbeit zu gehen.

Im einen oder anderen Fall hätte der Betriebsrat auf die Direktion einwirken können, oder die Mitarbeiterinnen mussten drohen, vor Gericht zu gehen.

Anzumerken ist, dass die geschilderten Vorwürfe nicht vergleichbar scheinen mit jenen massiven gegenüber Herbert Föttinger, dem Direktor des Josefstädter Theaters. Aber um dies wirklich beurteilen zu können, bräuchte es ein unabhängiges Schiedsgericht (also nicht nur eine Rechtsanwaltskanzlei) – und den Willen, der Malaise auf den Grund zu gehen. Doch da wie dort scheint die rote Kulturpolitik bemüht, den Ball flach zu halten. Denn die Vorwürfe betreffen „ihre“ Leute. Föttinger behauptete im Juni 2024 stolz: „Die Josefstadt ist durch mich relativ rot geworden.“ Und das Theater der Jugend ist seit jeher eine sozialdemokratische Vorzeigeinstitution.

Man weiß zwar, dass Macht ohne Kontrolle auf lange Zeit negative Begleiterscheinungen mit sich bringen kann. Und doch wurden die Verträge von Föttinger (Direktor seit 2006) und Birkmeir (seit 2002) immer wieder verlängert. Im Fall des Theaters der Jugend gab es zwischendurch nicht einmal Ausschreibungen: Entscheidet der Vorstand des 1934 …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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