„Das verzauberte Schwein“: Märchen mit Mond, Melodien und Magie

Kultur

Von: Susanne Zobl

Aufführungen, in denen man kein Geräusch im Saal hört, weil alle gebannt das Geschehen verfolgen, sind rar. Noch seltener aber, wenn sie für Familien konzipiert sind – wie „Das verzauberte Schwein“ von Jonathan Dove. Der Komponist hat eine starke Hand für eingängige Melodien. Die Uraufführung seines Märchens 2006 in London versetzte Kritiker in Euphorie.

Die Aufführung an der Volksoper in der deutschen Übersetzung von Peter Lund bringt alles mit, um nicht nur das jüngste Publikum zu begeistern. Ein tolles Ensemble aus dem Opernstudio des Hauses, einen Dirigenten, der diese Musik mit Verve zum Klingen bringt, und eine Inszenierung, die ins Märchenland entführt. Regisseur Maurice Lenhard erzählt die Geschichte, die wie „König Blaubart“ beginnt und Anleihen an „Die Schöne und das Biest“ nimmt, mit präziser Personenführung. Jede Geste ist aus der Musik generiert.

Das Buch des Schicksals

Drei Prinzessinnen öffnen eine verbotene Tür. Dahinter verbirgt sich das „Buch des Schicksals“. Zwei Prinzessinnen werden Könige heiraten, Flora aber ehelicht ein Schwein. Das offenbart sich ihr in der ersten Nacht als Mensch. Nur Liebe und Vertrauen können ihn erlösen. Seinen Namen darf sie nicht erfahren. Wie bei Wagners „Lohengrin“. Nicht ganz. Flora agiert wie Elsa, hört auf eine Hexe – und weg ist der Gemahl. Doch sie hat eine zweite Chance, ihn vom Fluch zu befreien. Dove versetzt den Plot auch mit Elementen aus anderen großen Opern, darunter Mozarts „Zauberflöte“.

Christina Geiger hat mit einfachen Mitteln – Glitzervorhängen, Wolken, Märchenkostümen – ein ideales Ambiente geschaffen. Eine Stärke dieser Produktion ist das Ensemble. Mezzosopranistin Hannah Fheodoroff brilliert als Flora mit Ausdruck. Smelo Mahlangu agiert mit seinem sonoren Bassbariton sehr gut als Schwein. Chelsea Guo und Mira Alkhovik betören als Prinzessinnen. Diese Stimmen haben Potenzial.

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Seiyoung Kim ragt mit seiner warm timbrierten Tenorstimme als Mond und als König des Ostens heraus. Famos intoniert und spielt Camila Aguilera Yáñez u. a. die böse Alte. Trevor Haumschilt-Rocha nimmt als König und Herr Nordwind ein. Stanisław Napierała agiert mit Ausdruck als pfiffiger König des Westens und als Sonne. Dirigent Kaapo Iljas holt präzise mit der formidablen Formation des Volksopernorchesters alles aus der Partitur heraus. Wenn das Akkordeon angestimmt wird, erhöht sich die Spannung, das Cello ist der Sound der Liebe. Die vom Premierenpublikum zurecht gefeierte Produktion (ab 6) wird im Muth fortgesetzt.

KURIER-Wertung: 5 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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