
Der ganze Stolz von Performerin Sarah Vanhee in ihrem feministischen Solo „Mémé“: ein süßer, blonder, halb nackter Bub
Das Anliegen der Performerin Sarah Vanhee, geboren 1980 in Ostende, sei es, „unterrepräsentierten Narrativen und nicht gehörten Stimmen Aufmerksamkeit zu verschaffen“. So liest man im Programmblatt der Wiener Festwochen zur Produktion „Mémé“, die vor wenigen Tagen beim Brüsseler Kunstenfestivaldesarts ihre Uraufführung erlebt hat und nun (bis 26. Mai) im Nestroyhof Hamakom zu sehen ist.
Es liegt daher fast nahe, dass sich Sarah Vanhee in ihrem 90-minütigen Solo mit ihren längst verstorbenen Großmüttern beschäftigt. Sie lässt sie sogar auferstehen: Tozli Abril de Dios hat ihr zwei lebensgroße Stoff-Puppen genäht. Die eine ist die Oma, die andere die Mémé. Sarah Vanhee bettet sie feierlich – und sie versucht, mit ihnen einen Dialog zu beginnen. Aber sie weiß leider nicht, was sie ihnen in den Mund legen soll.
Bea Borgers
Familienaufstellung mit sehr vielen Kindern: Sarah Vanhee
Und so erfahren wir nur, dass die Großmütter als permanent geschwängerte Gebärmaschinen keine schönen Leben hatten. Sie mussten „ernähren, pflegen, pflügen …“ Den Großvätern dürfte es weit besser ergangen sein (der eine starb früh an Krebs), sie sind jedenfalls aus feministischer Sicht keine Betrachtung wert.
Aufgepeppt wird die Nabel- bzw. Hallux-Schau mit Videos: Leander Polzer Vanhee, wohl der Sohn der Akteurin, darf u. a. sein Kinderzimmer präsentieren. Der süße Blondschopf trägt die ganze Zeit nur eine kurze Hose. Irgendwie sehr befremdlich.
Source:: Kurier.at – Kultur