Filmkritik zu „Maria“: Am Ende blieb von der Diva nur Maria

Kultur

Angelina Jolie in ihrer großen Comeback-Rolle als Maria Callas: Pablo Larrain erzählt von den letzten Tagen des Opernstars

Von Susanne Lintl

Sie hat sich zurückgezogen, scheut die Öffentlichkeit. Cocktails aus Beruhigungs- und Schlaftabletten verhelfen ihr zu Ruhe. Das Schlimmste: Die Stimme der Primadonna assoluta, des größten weiblichen Opernstars des 20. Jahrhunderts, ist brüchig. In einem letzten verzweifelten Anlauf, es doch wieder auf die große Bühne zu schaffen, übt die Callas heimlich mit einem Pianisten. Sie singt, aber es will nicht mehr wie früher klingen. Ihr Begleiter am Klavier bringt es auf den Punkt: „Ich höre Maria, aber ich möchte die Callas hören“.

Pablo Larrain, der Spezialist für ikonische, gebrochene Frauenfiguren, hat sich nach Jackie Kennedy und Lady Diana nun die Callas für seine Biopic-Trilogie auserkoren. Er grenzt die Geschichte seiner Heldin auf ihre letzten Lebenstage ein, die sie – gemeinsam mit ihrem Diener Ferruccio und ihrer Haushälterin Bruna – im Luxusappartement in Paris verbrachte. Ein monotones Leben abseits von Glanz und Glamour. Ein junger Reporter taucht auf, der sie angeblich interviewen will – als man seinen Namen, Mandrax, hört, weiß man, dass er nur ein fiktiver Begleiter ist. Einer, der es ihr (und Larrain) ermöglicht, ihr ereignisreiches Leben an sich vorbeiziehen zu lassen. Mandrax war das bevorzugte Schlafmittel der Callas.

In Rückblenden ist sie noch einmal bei ihren legendären Bühnenauftritten zu sehen. Man hört die Arien, die jeder im Ohr hat und die nur sie mit ihrem gewaltigen Sopran so singen konnte: „O mio bambino caro“, „Vogliatemi bene“ oder „Casta Diva“ aus Bellinis „Norma“. Man sieht sie in Pasolinis „Medea“, ihrem einzigen Kinofilm.

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Constantin

Comeback-Rolle: Angelina Jolie in „Maria“

Natürlich wird auch ihr unglückliches Privatleben thematisiert: Ihre harte Kindheit in einer armen Familie in Griechenland und ihre unglücklichen Männergeschichten, allen voran die Beziehung zum griechischen Milliardär Aristoteles Onassis. Der sah sie eher als Trophäe denn als gleichwertige Partnerin. Als er sie wegen Jackie Kennedy verließ, gab ihr das den Rest.

Jolie lebt die Callas

Für Angelina Jolie ist die Maria Callas wohl die Rolle ihres Lebens: Akribisch bereitete sie sich über Jahre darauf vor, nahm Gesangsunterricht und eignete sich die Gestik und Mimik der Callas an. Nur das Divenhafte darzustellen fiel ihr ohne zu üben leicht – dabei konnte sie aus eigener Erfahrung schöpfen.

Jolie singt tatsächlich im Film, wenn auch nur selten. 90 Prozent sind Callas, 10 Prozent Jolie. Die Arien mit dem Begleiter am Klavier am Ende ihres Lebens soll Jolie selbst gesungen haben. Ihr Einsatz und die körperliche Anstrengung sind unübersehbar. Angeblich soll Jolie zutiefst enttäuscht gewesen sein, weil sie für ihre Rolle der Callas keine Oscarnominierung erhielt.

Constantin

Wurde nicht für einen Oscar nominiert: Angelina Jolie als Maria Callas

Über zwei Stunden durchpflügt Larrain das Callas’sche Universum und dennoch bringt er uns die Frau, die hinter der Diva steckte, nicht nahe. Sie bleibt seltsam unnahbar und neurotisch, Larrain hat sichtlich kein Interesse, in die Tiefe zu gehen, den Charakter der Callas zu erkunden und sie sympathischer zu machen. Am Ende stirbt die Diva in ihrer Wohnung, 1977, genau einen Monat nach Elvis Presley. Sie wurde nur 53 Jahre. Zum …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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