
Ahmed Dizzi spricht sieben Sprachen. Sogar Bayerisch. „Gehen wir ein Bier saufen“, zitiert er mit astreinem Akzent einen bayerischen Kollegen, der ihn, den Muslim, zum Alkohol verführen wollte: „Allah schläft in Bayern.“
Ahmed Dizzi ist Schmuckhändler in der Stadt Agadez im nördlichen Niger und verkauft Silberschmuck der Tuareg. Doch die Geschäfte laufen schlecht – und am Ende der in wunderbar schönen, stimmungsstarken Bildern gefassten Doku von Gerald Igor Hauzenberger und Gabriela Schild wird er sein Geschäft schließen müssen.
Die herrlichen, rötlichen Lehmbauten von Agadez sind umgeben von der Weite einer atemberaubenden Wüstenlandschaft. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man die Unmengen von Plastikmüll, der vom Wind über die weiten Sandflächen getrieben wird. „Das Plastik klebt in den Bäumen so wie der Westen an der Sahelzone klebt. Schwer loszuwerden“, sagt Rhissa Feltou, Bürgermeister von Agadez und einer der interessanten Interviewpartner der Filmemacher.
Über mehrere Jahre hinweg hat das Regie-Duo die Stadt Agadez besucht und dort mit deren Einwohnern Gespräche geführt und das Stadtleben beobachtet.
Agadez wurde nach der europäischen Migrationskrise von der EU zu ihrem Sicherheitsanker in der Sahelzone erklärt. Doch seit die Wüstenstadt ins geopolitische Zentrum gerückt wurde, hat sich der Alltag dort stark verändert. Eindrucksvoll dokumentieren Hauzenberger und Schild die Auswirkungen auf das Leben der Bewohner, deren Dasein inmitten landschaftlicher Schönheit von Armut und Unbildung geprägt ist.
INFO: Ö/D/CH 2024. 103 Min. Von Gerald Igor Hauzenberger und Gabriela Schild. Mit Ahmed Dizzi, Rhissa Feltou.
Source:: Kurier.at – Kultur