Francis Ford Coppolas „Megalopolis“ Zwischen Shakespeare und Soap-Opera

Kultur

Regie-Legende Francis Ford Coppola („Apocalypse Now“) verzettelt sich fulminant mit seinem überlangen, ermüdenden Sci-Fi-Spektakel

Vierzig Jahre lang trug Francis Ford Coppola den Wunsch mit sich herum, sein Herzensprojekt „Megalopolis“ zu verfilmen. Immer wieder scheiterte der legendäre Regie-Egomane von Klassikern wie „Der Pate“ und „Apocalypse Now“ an der Finanzierung. Zu guter Letzt verkaufte der 85-Jährige Teile seines ertragreichen Weinguts, um sein 120-Millionen-Dollar schweres Vermächtnis zu bezahlen – und scheiterte aufsehenerregend.

Coppolas apokalyptische Fantasie über die (amerikanische) Zivilisation am Rande des Ruins gestaltet sich als pompöser Fiebertraum. Ein überlanges Science-Fiction-Spektakel, das sich irgendwo zwischen Shakespeare und Soap Opera einpendelt, gespickt ist mit Spezialeffekten, die oft billig aussehen, und banalen Dialogen, die sich als philosophische Weltweisheiten ausgeben – streckenweise auch noch umwerfend schlecht gespielt.

Retro-New-York

In der retro-futuristischen Stadt New Rome, in seinem Gotham-City-Look unschwer als dystopisches New York zu erkennen, regiert der konservative Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito). Trotz Anzeichen zivilisatorischen Verfalls stellt er sich jeglichen Veränderungen entgegen, um seine Macht zu erhalten. Sein größter Widersacher ist ein visionärer Architekt namens Cesar Catilina. Cesar, exaltiert gespielt von „Kylo Ren“-Star Adam Driver mit dem unvorteilhaften Topf-Haarschnitt eines römischen Feldherrn, hat für die Erfindung des neuen Baumaterials „Megalon“ den Nobelpreis erhalten. Er plant damit eine Stadt der Zukunft. Ausgerechnet die Tochter des verhassten Bürgermeisters entpuppt sich als die Frau seines Lebens. Doch auch eine Ex-Geliebte – mittlerweile verheiratet mit einem steinalten Superreichen (Jon Voight!) – kann nicht von ihm lassen. Ohnehin nie als Feminist verschrien, stehen Coppolas weiblichen Hauptdarstellerinnen – Geliebte und Ex-Geliebte – ganz im Bann eines genialen Mannes.

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Constantin

Adam Driver als Visionär in „Megalopolis“

In einem Wirrwarr von Erzählsträngen, Szenensprüngen und Splitscreens, denen sich nicht leicht folgen lässt, finden sich auch prominente Schauspieler wie Dustin Hoffman und liefern bizarre Auftritte. Den Vogel aber schießt Shia LaBeouf ab: Als hintertriebener Cousin Clodio feuert er mit Sätzen wie „Rache schmeckt am besten in Frauenkleidern“ um sich. Der Grad zwischen gutem Witz und Geschmacklosigkeit ist bekanntlich schmal. In jedem Fall ging Francis Ford Coppola mit seinem Abschiedswerk eindeutig auf Kollisionskurs mit der Filmindustrie. Gut möglich, dass „Megalopolis“ in ein paar Jahren den Titel Kultfilm umgehängt bekommt. Es wäre nicht das erste Mal.

INFO: USA 2024. 138 Min. Von Francis Ford Coppola. Mit Adam Driver, Giancarlo Esposito.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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