Christian Thielemann mit den Wiener Philharmonikern in Grafenegg.
Von Susanne Zobl
Die Wiener Philharmoniker und Christian Thielemann sind eine Kategorie für sich, eine ganz besondere, wenn sie die Symphonien von Anton Bruckner spielen, wie auf der Gesamteinspielung zu hören ist. Diese Außerordentlichkeit demonstrierten sie einmal mehr im Wolkenturm in Grafenegg.
Zur 200. Wiederkehr des Geburtstag des Schöpfers gigantischer Symphonien führten sie an dessen Anfänge zurück. Bruckners „Erste“ in c-Moll in der „Wiener Fassung“.
Das ist keine der leicht bekömmlichen Tonschöpfungen, die mit monumentalen Klängen überwältigen. Aber was für ein Abend musikalischer Höchstspannung, wenn Thielemann das Brüchige, zuweilen Sperrige dieses Werks in jeder Phase ausleuchtet. Da wird das Ringen eines Tonschöpfers spürbar.
Schlanker Start
Nahezu schlank, flott der Beginn. In manchen Passagen, glaubt man in Millisekunden einen Hauch von Schubert zu spüren, dann wähnt man Anklänge an Richard Wagner zu hören, den Bruckner verehrt hat. Aufwühlend, wenn sich die typisch Bruckner“schen Eruptionen Bahn brechen. Bewegend die Passagen im Piano. Die Wiener Philharmoniker übertreffen sich an diesem Abend selbst. Genuin ertönen die Hörner, virtuos geraten die Einwürfe der Solo-Klarinette (Daniel Ottensamer in Hochform). Und der unvergleichliche Klang der Streicher!
Dieser war natürlich auch bei Robert Schumanns 1. Symphonie in B-Dur, op. 38, zu hören. Deren Titel „Frühlingssymponie“ könnte auf Friedrich Rückerts Gedichtzyklus „Liebesfrühling“ bezogen werden, von dem das Ehepaar Clara und Robert Schumann einige vertont hat. Die Philharmoniker lassen Frische spüren, Thielemann setzt schärfste Akzente, arbeitet die Kontraste akkurat heraus, betörend, träumerisch das Larghetto, aufrüttelnd die Attacken. Ovationen!
Source:: Kurier.at – Kultur