Harald Sicheritz über „Bruno“: „Eine Geschichte von jungen Leuten“

Kultur
Hintergrundgespräch Kreisky-Film

Das Wiener Filmcasino ist berühmt für seinen Fifties-Look. Heute aber sieht es dort aus wie in den späten 1920er-Jahren – wie 1929, um genau zu sein. Anlass für den Zeitenwandel sind die Dreharbeiten zu dem Kinofilm „Bruno“, der in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg spielt. Mit dem saloppen Titel „Bruno“ ist niemand anders gemeint als Bruno Kreisky, Österreichs längstdienender Bundeskanzler (1970–1983).

Kreiskys Jugendjahre in Wien, seiner Politisierung durch den Justizpalastbrand 1927, seine Begegnungen mit der sozialdemokratischen Bewegung, sein Gefängnisaufenthalt bis hin zu der von den Nazis erzwungenen Emigration nach Schweden 1938 – all das wird bald im Film „Bruno“ zu sehen sein. Regie führt Harald Sicheritz.

Kurier/Jeff Mangione

 Harald Sicheritz verfilmt Kreiskys Jugendjahre: „Bruno“. 

Im Foyer des Kinos stapeln sich Filmequipment und Requisiten. Personalisierte Regiestühle mit Namensaufschriften wie „Bruno“ oder „Otto Bauer“, bekannter Theoretiker der österreichischen Sozialdemokratie, stehen herum. Am Buffett ist ein Tablett mit Keksen angerichtet, auf dem ein großer Zettel liegt: „Finger weg!“

Aktuell wird gerade im Kinosaal gedreht. Die vorderen Reihen sind mit Komparsen im Vintage-Outfit der späten Zwanzigerjahre gefüllt. Die Frauen haben ihre Haare nach hinten gesteckt, tragen Topfhut und Wolljacke über den Kleidern, die Männer sitzen in Pullundern und aufgekrempelten Hemdsärmeln daneben. Mitten unter ihnen: Nils Arztmann als Bruno Kreisky im dunkelblauen Anzug, das gewellte Haar zeitgemäß hinters Ohr gekämmt. Neben ihm hat Johannes Silberschneider als Otto Bauer Platz genommen. Eine Maskenbildnerin färbt ihm noch schnell den Schnurrbart nach.

„Ruhe, bitte. Es wird gedreht!“

  Türkis-rot-pinkes Budget: Wo jetzt bei der Kultur gespart wird

Die Szene beginnt mit einer Filmvorführung, die ein sozialdemokratisches Jugendtreffen feiert: Junge Menschen beim Weitsprung und beim Musizieren. Vor dem Rathaus werden die Fahnen geschwenkt. Das „Kinopublikum“ klatscht begeistert.

Nach der Filmvorführung folgt ein Auftritt von Adele Holzer, Tochter der Kinobesitzer: Sie wird von Maya Unger verkörpert, die als Adele temperamentvoll ein von Bert Brecht und Kurt Weill inspiriertes Lied zum Besten gibt. Bruno starrt gebannt die Sängerin auf der Bühne an: Adele wird seine große Jugendliebe.

„Und Cut!“

Zeitlos und erfrischend

Harald Sicheritz ist eigentlich für Komödien wie „Muttertag“ bekannt, liebt aber, wie er im KURIER-Gespräch sagt, historische Filme. Außerdem wolle er in eine Zeit – den Austrofaschismus – eintauchen, die lange nicht in den Schulen unterrichtet wurde: „Ich erzähle die Geschichte eines jungen Menschen, der sagt: Die Welt ist nicht in Ordnung. Man muss etwas besser machen. Wenn man sich heute anschaut, wie schnell der Rechtspopulismus von null auf hundert geht, ist so eine Geschichte erfrischend.“

Für Sicheritz stellt sich die Person Kreiskys als großer Humanist dar, der alle Menschen gleich behandelte und „ein großer Kommunikator“ war: „Das ist zeitlos, dazu braucht man kein geschichtliches Wissen. Es ist eine Geschichte von jungen Leuten.“

Nicht umsonst seien 70 Prozent seines Schauspiel-Ensembles unter 30.

Nils Arztmann, zum Beispiel: 1999 in Wien geboren, spielt er derzeit am Theater in der Josefstadt. „Bruno“ ist seine erste große Kinorolle, für die zur Vorbereitung einen Crashkurs in der Kreisky-Biografie unternommen hat: „Zuerst meinte ich, ich schau ihm gar nicht ähnlich, aber dann habe ich mir Bilder vom jungen Kreisky angesehen und dachte: Das geht sich tatsächlich irgendwie aus.“

  Nach Aus für Raab-Show: RTL stellt auch "Supertalent" ein

Maya Unger wiederum muss niemandem ähnlich schauen, weil die …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.