
Die Stadt Linz hätte ohne ihn wohl nie jenen Ruf als Innovationszentrum erlangt, den sie heute genießt: Nun ist Helmuth Gsöllpointner, der als Professor und Rektor der Linzer Kunstuni, als Organisator wegweisender Großausstellungen wie dem „Forum Metall“ und nicht zuletzt als Bildhauer und Zeichner ein großes Lebenswerk hinterlässt, 91-jährig gestorben. Das gab die Kunstuniversität Linz am Dienstag in einer Aussendung bekannt.
Gsöllpointner bezeichnete sich in einem KURIER-Interview im Jahr 2024 als „Kind der VOEST“: Nach dem Studium an der Wiener „Angewandten“ heuerte er beim Stahlkonzern an und gründete 1955 die Abteilung für Metallplastiken Lehrwerkstätten des Konzerns. Seine bildhauerischen Arbeiten jener Zeit waren dazu angetan, das Material Stahl jenseits des praktischen Nutzens auch künstlerisch zu „veredeln“, oft wurden seine Arbeiten als prestigeträchtige Geschenke weitergereicht.
„Variable Objekte“
In der Folge forschte Gsöllpointner immer weiter an künstlerischen Ideen, die auch Innovationen in der Material- und Fertigungstechnik bedingten. Musterbeispiel waren seine „Variablen Objekte“, die ab 1970 entstanden: Skulpturen, die entlang ausgeklügelter Schnittachsen ineinandergeschoben und auseinandergezogen werden konnten.
Doch der Wunsch, das Potenzial der Stahlstadt sichtbar und spürbar zu machen, ging weit über die eigene Werkstatt hinaus. Ab 1971 leitete und kuratierte Gsöllpointner zahlreiche internationale Ausstellungen wie Forum Stahl (1971, 1975), Forum Metall (1977), Forum Design (1980), Schmuck – Zeichen am Körper (1987) und Netz Europa (1994). Wichtige internationale Künstler wie der Minimal-Art-Papst Donald Judd kamen dafür nach Linz und realisierten an der Donaupromenade teils enorme Projekte. Nur einige davon – darunter eine Skulptur von Gsöllpointner selbst – sind bis heute erhalten.
Politischer Kopf
Gsöllpointner lehrte an der Kunstuniversität Linz vom Gründungsjahr 1973 – damals noch „Hochschule für künstlerische Gestaltung“ – bis 2001. Von 1977 bis 1981 war er auch Rektor der Institution, zahllose Studierende gingen durch seine Lehre. Wie die Uni in ihrer Würdigung betonte, galt der Künstler stets als kritischer Künstler und politischer Kopf. Das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich lehnte er im Jahr 2000 ab – und zwar aus Protest gegen die damalige schwarz-blaue Regierung. An Ehrungen mangelte es dem Künstler dennoch nicht – 2013 verlieh ihm die Kunstuniversität Linz das Ehrendoktorat, 2022 die Ehrenmitgliedschaft, dazu wurde ein Raum in der Bibliothek nach Helmuth Gsöllpointner benannt.
Große Ausstellungen hatte Gsöllpointner u. a. 2003 im MAK und 2023, anlässlich seines 90. Geburtstags, im Schlossmuseum Linz. Im Alter in seiner Sehleistung eingeschränkt, aber geistig voll präsent, schuf er noch eine neue Werkserie, die so genannten „Stabräume“, sie wurden 2024 auch in der Wiener Galerie Giese & Schweiger gezeigt.
Source:: Kurier.at – Kultur