„Il Trovatore“: Seltsame Gelassenheit mit zu viel Fortissimo

Kultur

Wiederaufnahme der Inszenierung von „Il Trovatore“ in der Staatsoper mit vielen Hausrollendebüts.

Susanne Zobl

Auf den Tenor Vittorio Grigolo ist Verlass, vor allem, was sein passioniertes Auftreten betrifft. Zum ersten Mal ist er an der Wiener Staatsoper als Manrico in Giuseppe Verdis „Il Trovatore“ zu erleben. Mit Verve wirft er sich in die Partie des Liebhabers und Sohns, der seine vermeintliche Mutter retten will, und trumpft mit Intensität auf. Das „Di quella pira“, auf das alle warten, trägt er mit Schmelz und Kraft vor, er stemmt die Höhen und wird dafür bejubelt.

Er ist nicht der einzige Hausrollendebütant bei der Wiederaufnahme von Daniele Abbados Inszenierung. Der verlegt das Geschehen aus dem 15. Jahrhundert in die 1930er-Jahre, in die Zeit des spanischen Bürgerkriegs. Agiert wird auf einem Einheitsbühnenbild (Graziano Gregori), das die Fassade eines Hofs oder einer Kaserne darstellt.

Zurückhaltung

Graf Luna ist ein Faschist im Franco-Regime, Manrico, sein Bruder, den er über die Jahre gesucht hat, ein Partisan. Beide ringen um Leonora. Maria Agresta agiert in dieser Partie mit größter Zurückhaltung, so, als ob die Sopranistin auch vokal nach Orientierung sucht. Clémentine Margaine changiert als Azucena mit ihrem herben Mezzosopran zwischen Dämonie, Innigkeit und Wahn. Wie entrückt wirkt sie, wenn sie von ihrer düsteren Vergangenheit als Mörderin ihres eigenen Kindes erzählt.

Artur Ruciński, der bereits 2013 als Graf Luna am Theater an der Wien auftrat, gestaltet diese Rolle mit Ausdruck. Ilja Kazakov überzeugt als Ferrando. Dass dieser „Troubadour“ nicht so wirklich mitreißt, liegt daran, dass das Orchester und Dirigent Pier Giorgio Morandi erst zueinanderfinden müssen. Der setzte auf eine seltsame Gelassenheit, die er mit zu viel Fortissimo unterbricht. Das gab ein paar Buhrufe, sonst Bravos für das Ensemble. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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