Im Poker um die ORF-Finanzierung wird wieder das RSO aus dem Ärmel gezogen

Kultur

Staatssekretärin Andrea Mayer tönte im April 2023, dass die Zukunft des Orchesters „nachhaltig gesichert“ sei. Mitnichten

Das ORF Radio-Symphonieorchester hat mit seiner Einspielung von John-Adams-Werken zwar keinen Grammy gewonnen. Aber allein aufgrund der Nominierung hätte man zahlreiche Einladungen erhalten – zu Konzerten etwa. Dies sagte Angelika Möser, die künstlerische Leiterin des RSO, im Ö1-„Morgenjournal“ des ORF. Die Aufmerksamkeit sei auch für die Zukunft des Orchesters nicht unbedeutend, da diese weiterhin offen sei.

Im Frühjahr 2023 hatte dem RSO gedroht, vom ORF eingespart zu werden. Am 26. April jenes Jahres ließ Andrea Mayer, damals Kulturstaatssekretärin (Grüne), eine Jubelmeldung im Zusammenhang mit der Haushaltsabgabe veröffentlichen: „Die Bundesregierung hat mit der heute präsentierten Einigung zur Zukunft des ORF auch das Radiosymphonieorchester und damit einen integralen Bestandteil der österreichischen Kunst und Kulturlandschaft nachhaltig abgesichert.“

Doch was heißt schon nachhaltig? Durch eine „Beihilfe“ des Ministeriums war der Fortbestand des RSO nur bis einschließlich 2026 gesichert: „Über die genaue Ausgestaltung der langfristigen Zukunft des Orchesters werden entsprechende Gespräche zu führen sein.“ Im ORF-Gesetz steht daher auch: „Die Bundesregierung hat bis 31. Dezember 2025 einen Bericht zu erstatten, der ein Zukunftskonzept enthält, das auf den Fortbestand des Radiosymphonieorchesters über den 31. Dezember 2026 hinaus abzielt.“

Die vorige Regierung entwickelte aber kein Konzept, die Übergangsregierung fühlt sich zu einer solchen nicht berufen. Und weil die mit der Regierungsbildung beauftragte FPÖ gegen den ORF zu Felde ziehen will, blickt man beim RSO wieder einer unsicheren Zukunft entgegen.

Bezeichnenderweise ist den ORF-Managern das RSO meist egal; im Poker ums Budget wird es allerdings als Atout aus dem Ärmel gezogen. Denn man generiert jedes Mal einen Aufschrei, den man zu nutzen versteht.

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Ende 2002 überlegte die ORF-Geschäftsführung, das RSO auszugliedern, um ein Budgetdefizit zu vermeiden. Sogleich forderten Komponisten, Künstler und Kulturmanager in einer Petition den Sender auf, seinem Kulturauftrag nachzukommen. Der ORF verzichtete auf die Sparmaßnahme erst, nachdem er die verlangte Gebührenerhöhung durchgebracht hatte.

Im Sommer 2008 wurde im ORF „wieder einmal“ (so die APA) über eine Ausgliederung nachgedacht. Bertrand de Billy, der damalige Chefdirigent , erinnerte daran, dass ORF-Chef Alexander Wrabetz ihm seinerzeit versprochen hätte, das RSO wieder auf „die notwendigen 105 Mitglieder aufzustocken, falls es zu einer Gebührenerhöhung käme.“ Geschehen sei jedoch nichts, im Gegenteil …

Im Oktober 2013 war das RSO erneut ein Spielball – im Kampf um eine Abgeltung für die Gebührenbefreiungen. Es ist dem ORF also besonders dann ein Anliegen, wenn es zur Durchsetzung von Zielen dient. Es als Häschen immer wieder aus dem Hut zu ziehen, nutzt sich allerdings ab. Und dass es mit dem RSO auch nach dem Vertragsende von Chefdirigentin Marin Alsop im Sommer weitergehen wird, ist aus einer Ansage von Möser ablesbar. Denn: „Natürlich haben wir uns um eine Nachfolge gekümmert.“ Sie sei zuversichtlich, die Entscheidung in Kürze bekannt geben zu können.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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