
Die Wiener Philharmoniker mit Rolando Villazon unter Oksana Lyniv und das Chamber Orchestra of Europe mit dem Countertenor Iestyn Davies bei der Mozartwoche in Salzburg.
Helmut Christian Mayer
Zum Schluss warf er tatsächlich zum Gaudium des Publikums seinen Blumenstrauß in hohem Bogen ins Auditorium: Rolando Villazón, erst am gleichen Tag eingesprungen für den erkrankten Juan Diego Flórez, war wieder in seinem Element. Und blödelte köstlich bei seiner Zugabe: „Con ossequio, con rispetto“, einer nur so von jugendlichem Witz sprühenden Arie des jungen Wolfgang Amadeus Mozart, in welcher jemand Komplimente verteilt und heimlich wieder verneint. Weiters gab der Intendant der Mozartwoche etwas kehlig aber mit großer Bühnenpräsenz noch die Arie des Alessandro „Voi che fausti ognor donate“ aus „Il re pastore“ sowie „Va dal furor portata“ KV 21 zum Besten und wurde bejubelt.
Kaum gespielter Mozart-Zeitgenosse
Mit großer Sauberkeit, perfekter Technik und der für das Werk erforderlichen Klarheit interpretierte Rainer Honeck Mozarts Violinkonzert in D-Dur KV 218. Zudem entlockte der Konzertmeister dieses Orchesters seiner edlen Stradivari-Geige Töne von zarter und subtiler Innigkeit. Für die frische und nuancierte Begleitung in beiden Fällen sorgten die Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus unter der ambitionierten Oksana Lyniv.
Umrahmt wurden die solistischen Stücke von einem Zeitgenossen Mozarts, dem kaum aufgeführten Komponisten Dmytro Bortniansky, von dem die hübsche Suite aus seiner Oper „Alcide“ erklang. Weiters von der etwas gleichförmig musizierten Suite Nr. 3 aus der „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel, wie von zwei Sinfonien von Mozart, jener in G-Dur KV 318 sowie der sogenannten „kleinen“ g-Moll KV 183 mit Leichtigkeit und duftigem Schweben.
Brillanter Countertenor
Schon zuvor wurde bei der Matinee im großen Saal des Mozarteums das Eröffnungsstück „Eternal Source of Light Divine“ („Ewige Quelle des göttlichen Lichts“…) zum Ereignis! Mit feierlichen, klaren, innigen und weichen Tönen und einem wunderbaren Zwiegespräch mit der fein musizierten Trompete sang Iestyn Davies die „Ode for the Birthday of Queen Anne“ von Georg Friedrich Händel. Aber nicht nur damit, sondern die gesamte Matinee erlebte man den britischen Countertenor mit klangsinnlicher Schönheit, großer Stilsicherheit, sicheren Koloraturen und schwebender Delikatesse, etwa bei weiteren Arien von Händel, etwa aus „Cesare in Egitto“, „Rodelinda“ oder „Saul“ aber auch von Mozarts Jugendwerk „Mitridate, re di Ponte“.
Zum Mitklatschen animiert
Mit soghafter Vitalität, reichen Akzenten, klanglicher Frische, emotionalem Hochdruck, aber auch zarten Lyrismen begleitete ihn das Chamber Orchestra of Europe mit exzellenten Solisten in den eignen Reihen unter dem energiegeladenen und viele Impulse gebenden Robin Ticciati. Man faszinierte instrumental genauso mit zwei Balletteinlagen aus der Oper „Alcina“ sowie der Triosonate von Händel, bei der das Publikum vom Dirigenten bei einem Satz zum Mitklatschen animiert wurde.
Zum Finale traf dann das Orchester den unbeschwerten Tonfall wie auch den strahlend festlichen Charakter der „Haffner“ Symphonie von Mozart, die unter dem britischen Dirigenten eine mitreißende Interpretation erfuhr mit zugespitzten Tempi im finalen Presto.
Source:: Kurier.at – Kultur