
Günther Paulitsch, Mastermind der Wiener Band Good Wilson, über machtgierige Milliardäre und den Zustand der Welt
„Es ist wirklich schlimm, was die reichsten Menschen zurzeit für einen katastrophalen Schwachsinn von sich geben und damit Ignoranz und ihre Lügen salonfähig machen.“
Günther Paulitsch, Songwriter und Frontmann der Indie-Pop-Band Good Wilson hat den kapitalismuskritischen Song „Plenty“ wegen Elon Musk, Donald Trump, Mark Zuckerberg und allen anderen machtgierigen Milliardäre geschrieben – aus brennender Wut, auch wenn der Sound wie immer bei Good Wilson entspannt und verträumt daher kommt.
„Das Lied entstand während der Teuerungswelle, als ich extreme existenzielle Ängste hatte“, erzählt Paulitsch im Interview mit dem KURIER. „Ich unterrichte jetzt Musik, war damals aber freischaffender Künstler. Ich habe so viel mit anderen Bands gespielt, neue Sachen aufgenommen und permanent gearbeitet, aber es war extrem schwer, davon alle Rechnungen bezahlen und davon leben zu können. Dann diese Kapitalisten mit ihren größenwahnsinnigen, absurden, imperialistischen Gelüsten zu sehen, die so viel Leid verursachen, aber mit allem durchkommen und nie Konsequenzen tragen müssen, war extrem frustrierend.“
Steiniger Weg
„Plenty“ ist soeben auf „It Is Done“, dem zweiten Good-Wilson-Album erschienen. Er ist nicht der einzige Song des Zehn-Titel-Sets, der bei ruhigen Gitarren-Sounds, die mal an Kurt Vile und dann an die Beatles erinnern, in den Texten schärfere Töne anschlägt.
Der Weg zum neuen Longplayer war für das Quintett nämlich mehr als steinig: „Wir hatten Anfang 2020 das erste Album veröffentlicht und dafür tolle Medienaufmerksamkeit bekommen“, erinnert sich Paulitsch. „Doch zwei Tage bevor wir auf eine lange Tour gehen und dieses Momentum nützen konnten, mussten wir alle Konzerte wegen Corona absagen. Das war ein schwerer Schlag.“
Danach wusste zunächst keiner, wann, wie und ob überhaupt es mit Good Wilson weitergehen kann. Aber man fand sich wieder – obwohl Paulitsch, die Gitarristen Yannic Steuerer und Alex Connaughton, Drummer Julian Pieber und Bassist und Sound-Designer Mario Fartacek notgedrungen in eine andere Lebensphase gekommen waren, sich fixe Arbeit oder andere Bandprojekte gesucht hatten.
Der Good-Wilson-Song „Divine“ wurde ein Hit, auf Spotify weit über drei Millionen Mal gestreamt, und die Band hatte internationale Auftritte beim Reeperbahn-Festival in Hamburg, dem Eurosonic in Holland und dem Great Escape in Brighton. Der Effekt dieser Live-Aktivitäten: Mit „It Is Done“, sagt Paulitsch, hätten die Fünf ihren Sound gefunden, den eigenen Stil besser herausgearbeitet und seien mutiger in ihrer Kreativität geworden. Auch in den Texten, die wie eine Chronik der schwierigen Jahre klingen, sind sie couragierter.
Absurde Erklärungen
Im Song „Will It Ever Stop“ spricht Paulitsch die Hoffnungslosigkeit angesichts des Zustands der Welt an. Und in „Bats From The Buffet“ macht er sich über die Verschwörungstheorien lustig, die während Corona aufkamen. „Da haben rechtspopulistische Leute die absurdesten Erklärungen dafür gefunden, haben falsche Informationen genutzt, um Leute zu rekrutieren, zu verängstigen und aufzuhetzen. Der Song ist der Mittelfinger an alle, die diese unglaublichen und schamlosen Behauptungen in die Welt gesetzt haben.“
Tipp: Am 6. März treten Good Wilson bei der Album-Release-Party in der Roten Bar im Volkstheater auf. Mehr Infos: good-wilson.com
Source:: Kurier.at – Kultur