Juan Diego Flòrez im Wiener Konzerthaus: Die unerreichbare Leichtigkeit des Gesangs

Kultur

Juan Diego Flòrez kam mit dem von ihm ins Leben gerufenen Jugendorchester der Sinfonía por el Perú nach Wien – und sang phänomenal.

Von Susanne Zobl

Mit silbern gleißendem Furor erhebt Juan Diego Flòrez seine Stimme, fordert die Freunde zur Rache auf.

Es gilt Rache an Romeo, dem Montague, zu nehmen. Die Töne vibrieren, das vokale Feuer flammt auf und changiert in eine sanfte Wärme, wenn er mit „L’amo tanto“ seine Liebe zu Julia bekennt.

Der gebürtige Peruaner lässt zu Beginn seines Solo-Abends im Wiener Konzerthaus mit der Arie des Tebaldo aus Vincenzo Bellinis „I Capuleti ed I Montecchi“ hören, dass er in seinem Fach unerreichbar und bei diesem Komponisten ganz in seinem Element ist.

Strahlkraft

Aber nicht nur da. In seinem dramaturgisch klug disponierten Programm hebt der zweite Teil mit der Cavatine des Romeo aus Charles Gounods Shakespeare-Vertonung an. Welche Innigkeit, welche Strahlkraft beim „Lève-toi, soleil!“

Flòrez lässt wahrhaftigen Gesang mit seiner phänomenalen Art zu phrasieren und atemberaubendem Timbre erleben. Das geschieht mit unerreichbarer Leichtigkeit. Hohe Cs werden zum Ausdruck purer Freude an seinem Können.

Mit exquisiter Noblesse stellt er Donizettis Roberto Devereux dar, mit Empfindsamkeit Verdis Gaston aus „Jérusalem“, verschmitzt den Paris aus Offenbachs „La belle Hélène“, wobei er gelassen mit einem Apfel jongliert.

In seine Heimat führt er am Ende mit Zarzuela, jedes einzelne Stück präsentiert dieser lyrische Tenor wie ein Kunstlied, auch Augustin Laras „Granada“. Wortdeutlichkeit ist bei diesem Sänger selbstverständlich, ob er italienisch, französisch oder spanisch singt.

  „Was mit Sozialismus gemeint war“

Wiener Konzerthaus / Andrea HumerJugendprojekt

Begleitet wird er vom Jugendorchester der Sinfonía por el Perú, einer Institution, die er 2011 gegründet hat, um den Jüngsten in seinem Land bessere Chancen einzuräumen.

Aktuell werden 6.000 Kinder und Jugendliche in zehn Regionen Perus ausgebildet. Wie gut das funktioniert, demonstrieren die Musikerinnen und Musiker dieses Klangkörpers, der von der jungen Dirigentin Ana María Patiño-Osorio straff geführt wird. Auch einzelne Solisten, wie der Oboist, lassen aufhorchen.

Bei den Zugaben begeistern sie mit ihrer klaren Interpretation von Daniel Alomías Robles’ „El condor pasa“ und Flòrez, wenn er sich selbst mit der Gitarre begleitet und zum Finale Puccinis „Nessun dorma“ vorträgt. Ovationen!

Susanne Zobl

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 3 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.