Karla Sofia Gascón: Absturz aus dem Oscarfavoriten-Olymp

Kultur

Karla Sofia Gascón, als erste Transfrau für einen Darsteller-Oscar in „Emilia Pérez“ nominiert, hat sich erneut für rassistische Tweets entschuldigt und sieht sich als Opfer einer Kampagne.

So wie an diesem Wochenende bei den Grammys Geschichte geschrieben wurde, hätte in einem Monat auch die Oscar-Verleihung eine für die Historienbücher werden können. Denn mit Karla Sofia Gascón ist die erste Schauspielerin, die offen transgender ist, in einer regulären Darstellerkategorie für den Filmpreis nominiert. Dass sie die Statuette in Händen halten wird, erscheint aktuell mehr als fraglich. „Emilia Pérez“, der Film, in dem sie spielt, hat die meisten Nominierungen in diesem Jahr erhalten, insgesamt 13. Nun wird spekuliert, dass auch die Erfolgssträhne von „Emilia Pérez“ (etwa Golden Globe für die beste Komödie/bestes Musical) endet. Schuld ist Karla Sofia Gascón – beziehungsweise Tweets mit rassistischem und islamfeindlichem Inhalt, die sie vor einigen Jahren geschrieben hat und die nun für Empörung sorgen.

Am Sonntag hat sich Gascón in einem einstündigen Interview auf CNN en español erstmals dazu geäußert – entschuldigt hatte sie sich schon davor in einem schriftlichen Statement. Sie gab zu, dass sie die meisten der Postings „wiedererkenne“, also selbst verfasst hat. Sie verwehrte sich aber dagegen, jenen geschrieben zu haben, der ihre „Emilia Pérez“-Kollegin Zendaya verunglimpfte. Unter Tränen sagte sie: „Ich wurde verurteilt, verdammt, gekreuzigt und gesteinigt ohne Prozess und ohne die Möglichkeit, mich zu verteidigen.“

Rundumschläge

Was stand nun in den inkriminierten Postings? Sie sind wahrscheinlich einzeln besehen unterschiedlich zu bewerten, aber sie sind in ihrer Gesamtheit, was ihre Ziele betrifft, durchaus umfangreich. Einer bezog sich sogar auf eine Oscar-Verleihung, die erste nach der Pandemie 2021. Damals gewann „Nomadland“ und damit die chinesische Regisseurin Chloe Zhao. Gascón kommentierte: „Die #Oscars schauen immer mehr aus wie eine Zeremonie für Independent-Filme und Protest. Ich wusste nicht, sehe ich ein afro-koreanisches Festival, eine Black Lives Matter Demo oder einen Frauentagsmarsch.“ Black Lives Matter hat Gascón in einem anderen der kritisierten Tweets aufgegriffen, da bezeichnete sie den durch Polizeigewalt umgekommenen George Floyd, der Auslöser und Symbolfigur der Bewegung wurde, als „Junkie und Stricher“.

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Ein Foto einer islamischen Familie, auf dem die Frau eine Burka trägt, untertitelte sie so: „Islam ist wunderbar, ganz ohne Machismus. Frauen werden respektiert, und mit diesem Respekt lässt man ihnen ein kleines eckiges Loch für ihre Augen und für ihren Mund, wenn sie sich benehmen. Obwohl sie sich so anziehen, weil es ihnen Vergnügen bereitet. Wie zutiefst unappetitlich von der Menschheit.“ In einem anderen Tweet soll sie Adolf Hitler verharmlost haben.

Kein Verzicht auf Nominierung

Die Aufforderung, ihre Nominierung aufgrund der Empörung abzugeben, lehnte Gascón in dem CNN-Interview ab: „Ich kann nicht auf meine Nominierung verzichten, weil ich meinen Job gemacht habe und weil meine schauspielerische Arbeit bewertet wird. Und ich kann nicht verzichten, denn ich habe kein Verbrechen begangen, niemand ist zu Schaden gekommen. Ich bin keine Rassistin und nichts von all dem, was andere Leute nun wollen, dass die Welt von mir denkt.“

Die Wahl der Preisträger findet in den nächsten Tagen statt, die Mitglieder der Academy stimmen zwischen dem 11. und 18. Februar ab. Dass …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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