„La Traviata“ beim Wiener Opernsommer: Oper wie in alten Zeiten

Kultur
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Im Vorjahr gab der vielseitige Geiger, Dirigent und Wahlwiener Joji Hattori mit Mozarts „Don Giovanni“ einen vielversprechenden Auftakt für seinen Wiener Opernsommer im Park vor dem Belvedere. Dieser dürfte nun zur Institution werden. In diesem Sommer setzt er mit Giuseppe Verdis „La Traviata“ fort. Doch an einem anderen Ort. 

Das Gelände des Wiener Eislaufvereins verwandelte der Intendant in eine Freiluft-Opernbühne, Klimaanlage inklusive. Die Fassade von Prinz Eugens Schloss wird ab sofort von der des Konzerthauses ersetzt. 

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Davor prangt Manfred Wabas gigantische Bühne. Das Szenario lässt Erinnerungen an die Oper im Steinbruch in St. Margarethen zu Zeiten von Wolfgang Werner aufkommen. Hier regiert die Opulenz. Kostüme wie aus einem Historienfilm, ausladende Ballett-Einlagen, rollende Tische und ein Ringelspiel mit ansehnlichen Holzpferden führen in die Welt der Kameliendame. 

Für das Orchester war ein eigener Pavillon in historisierendem Setting aufgebaut. Dort stand der Intendant am Pult des Wiener Kammerorchesters. Die Kommunikation zwischen Bühne und Orchester funktionierte über einen Bildschirm im Hintergrund makellos. In seiner Einleitung versprach er eine bessere Tonanlage als im Vorjahr. Das wurde bei der Premiere nicht ganz eingelöst, kann sich aber noch ändern. Regisseur Dominik am Zehnhoff-Söns lässt die Handlung geradlinig ablaufen und von einem Erzähler zwischen den Akten mit sehr einfachen Texten erklären. 

Dass daraus etwas mehr wurde als „Oper für Dummies“, liegt an Karl Markovics. Der verkörperte Verdi mit Grandezza. Diesem Schauspieler hört man gern zu. Dass bei seinem ersten Einstieg die Tonlage einen Nachhall erzeugte, glich er gekonnt mit seiner Kunst zu sprechen aus. 

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Die Figuren sind sehr reduziert geführt. Cristina Pasaroiu zeigt eine noble, kühle Violetta. Dass sich die Emotionen nicht so richtig entfalten, lässt sich auf die Mikrophone schieben. Liparit Avetisyan wirft sich in die Partie des Alfredo mit Hingabe und überzeugt mit einem warmen Timbre. Thomas Weinhappel zeigt dessen Vater Giorgio Germont als unnahbaren Herren mit Zylinder. Die kleineren Partien sind solide besetzt. Auch der Philharmonia Chor klingt, wenn es die Tonanlage zulässt, gut. Das Publikum drückte seine Zustimmung aus.

Als über Lautsprecher die Fortsetzung im nächsten Jahr mit Bizets „Carmen“ angekündigt und eine gute Heimfahrt gewünscht wurde, fehlte zur Erinnerung an Werners Oper im Steinbruch nur noch das Feuerwerk.

KURIER-Wertung: 3 1/2 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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