
Die Künstlerin, die Björk und viele andere mit ihrer Arbeit zwischen Musik, Tanz und Kunst beeinflusste, wird in München geehrt
Als „Björks Lehrerin“ wird sie gern bezeichnet. Doch auf der Fotowand in Meredith Monks Wohnung hängen neben einem frühen Doppelselfie mit der isländischen Pop-Gesamtkünstlerin noch andere denkwürdige Erinnerungsfotos: Monk mit Bobby McFerrin. Monk mit John Cage. Monk mit Steve Reich.
In der Welt jener, die die Grenzregionen der Musik – und da insbesondere jene des Gesangs – vermessen, ist die New Yorkerin mit den markanten Doppelzöpfen, die am heutigen Montag ihren 81. Geburtstag feiert, eine zentrale Verbindungsfigur.
Zum 80er im Vorjahr war eine 13-CD-Box mit Monks gesammelten Aufnahmen erschienen. Nun stellt eine Ausstellung im Münchner Haus der Kunst Monks zwischen Installation, Musiktheater und Performance oszillierende Kunst im Ausstellungsformat vor (bis 3. 3. 2024). Dass man die private Fotowand neben sonst am Kühlschrank angepinnten Merksprüchen („Wake Up. Be Kind. Let Go“) ins Museum verpflanzt, ist dabei ein Kunstgriff, um ein Werk fassbar zu machen, das sich zu einem beträchtlichen Teil als flüchtige Darbietung manifestierte.
Kostümentwürfe, Aquarellzeichnungen, Fotos und natürlich Videoaufzeichnungen sollen demselben Zweck dienen, geben aber freilich oft nur einen Abglanz der Intensität wieder, die das ursprüngliche Werk vermittelte.
New York der 1960er und ’70er Jahre
Das einst in der Rotunde des Guggenheim-Museums aufgeführte Stück „Juice“ etwa wird mit Maultrommeln, roten Stiefeln und einige Fotos vermittelt. Das Video „Ellis Island“ führt ins ruinenhafte New York der 1970er Jahre zurück, in dem sich eine bis heute einflussreiche Avantgardeszene herausbildete, der Monk angehörte. Auch wenn die Präsentation der Frühwerke etwas unbefriedigt zurücklässt, gelingt es der Schau doch, Schritt für Schritt an den Kosmos der Avantgardistin heranzuführen. Das liegt auch an den vielen Tondokumenten. Einige sind in Kopfhörern, platziert neben einem Piano und einem Vierspur-Aufnahmegerät, das Monk lange als „Notizblock“ diente, abzuhören.
Brad Trent
Doch es sind die so genannten „Shrines“ im dritten Teil der Schau, die Monks genreübergreifenden Ansatz im Ausstellungskontext am besten erlebbar machen: In abgehängten Raumsegmenten stellt die Künstlerin hier genau abgestimmte Konstellationen aus Bild, Ton und Objekt her, der Begriff „Schrein“ betont die Verbindung zum Buddhismus, den Monk seit vielen Jahren praktiziert. Es gibt einen „Bloodline Shrine“, in dem eine von mehreren Sängerinnen und Sängern vorgetragene Komposition mit Bildsequenzen visualisiert wird, die einerseits Gehirnscans, andererseits aber auch Bilder der Vorfahren der Akteure zeigen. Einen „Dolmen Shrine“, in dem Monks Musik inmitten eines Steinkreises auf silbrigem Boden zu hören ist.
Hochgeschraubt
Der Höhepunkt ist das neue Werk „Ascension Shrine“, in dem sich Monk mit einem Tanz- und Musikensemble auf zwei Wendeltreppen im Inneren eines Betonturms bewegt: Das Bau-/Kunstwerk, von der Künstlerin Ann Hamilton in Kalifornien errichtet, wird dabei selbst zum Instrument, formt die Klänge von Stimmen, Bläsern, Geigen oder Schlaginstrumenten mit.
Die Motive, von der meditativen Wasserfläche am Grunde des Turms über den Aufstieg zum Licht, kann man an diesem Punkt schon Monks Vokabular zuordnen (die Guggenheim-Rotunde! Die roten Stiefel!). Es ist kaum etwas beliebig in diesem Gesamtwerk, weswegen auch die spirituellen Anklänge in keinem Widerspruch zur Avantgarde-Strenge stehen. Wer die Schau gesehen hat, wird vermutlich an vielen Orten, von der …read more
Source:: Kurier.at – Kultur