
Ein unvollendeter Krimi als ein Stück Zeitgeschichte.
„Kriminalerzählung“ steht lapidar auf dem Einband. Interessanter als der Inhalt dieses schmalen Buches ist indes sein Hintergrund, der auch eine Erwähnung auf dieser Seite rechtfertigt. Caspar von Schrenck-Notzing (1927–2009), der Autor dieser Erzählung, war ein rechtskonservativer Intellektueller und Publizist, oszillierend zwischen rechtem Rand der CDU und der sogenannten „Neuen Rechten“.
Der in seinem Nachlass entdeckte, unvollendete Text mit dem Titel „Schwere Wetter, schwere Reiter“ wurde von Alexander Eiber herausgegeben. Eiber, einst Mitarbeiter der bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Markus Söder, mittlerweile als Journalist in Wien tätig, sieht „Schwere Wetter, schwere Reiter“ eher als „autobiografischen Schlüsselroman“ denn als „Kriminalerzählung“, wie er im Vorwort schreibt. Bereits im Titel steckt eine Anspielung auf Schrenck-Notzings Vater, der im Königlich-Bayerischen „Schwere Reiter“-Regiment diente, die „schweren Wetter“ beziehen sich auf dessen frühen Tod.
Die Geschichte selbst dreht sich um einen Mord am Starnberger See. An dessen Ostufer, wohlgemerkt, das anno dazumal als Symbol für „Kultur“ galt, während das Westufer der „Zivilisation“ verpflichtet war, wie Eiber ausführt – im kleinen Maßstab die „größere deutsche Frage“ von Kultur versus Zivilisation abbildend, wie sie sich etwa auch an Thomas (Kultur) und Heinrich Mann (Zivilisation) darstellen lässt.
Wo Schrenck-Notzing hier politisch steht, ist klar: „ein süddeutscher Konservativer, ein Verfechter der Kultur und ein Verächter der Zivilisation“, der solcherart zum „Doyen des deutschen Nachkriegskonservatismus“ wurde.
Karolinger
Caspar von Schrenck-Notzing: „Schwere Wetter, schwere Reiter“, Karolinger, 104 Seiten, 19 Euro
Source:: Kurier.at – Kultur