Nach Trumps Zoll-Plänen für Filme: „Jetzt auch Kulturkampf“

Kultur

In „Rambo“-Manier sorgte Donald Trump am Sonntag wieder einmal für weltweite Schockwellen. Diesmal breiteten sich diese in der Filmbranche aus. Der US-Präsident kündigte an, einen 100-prozentigen Zoll auf Filme zu erheben, die außerhalb der USA „produziert“ werden. Trump erklärte, er habe den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer ermächtigt, die Besteuerung dieser Filme, die in die USA gelangen, einzuleiten.

Aber meinte er damit auch europäische Independentfilme, meinte er auch Filme und Serien von Streamingdiensten? Würde ein solcher Zoll auch für US-Filme, die im Ausland gedreht wurde, gelten? Und wie sieht es mit der Post Production – visuelle Spezialeffekte oder Tonbearbeitung – aus?

„Vieles von dem, was Trump ankündigt, ist rätselhaft und wird dann auch wieder zurückgenommen“, sagt Alexander Dumreicher-Ivanceanu, Obmann des WKO-Fachverbands Film und Musik (Grüne). „Vielleicht ist das jetzt einmal ein Schlag ins Wasser, um eine Welle zu erzeugen, die aufrüttelt. Europa sollte es tatsächlich aufrütteln, denn wir befinden uns offensichtlich jetzt auch in einer Art Kulturkampf und da sollte sich Europa entsprechend positionieren.“

Filmverleiher Michael Stejskal (Filmladen), sieht in den Ankündigungen, von denen man nicht wisse, „ob es eine Blödheit ist, die Substanz hat oder nur eine der vielen dahingesagten“, noch keine unmittelbare Auswirkung für seinen Bereich. „In erster Linie würde es die Produzenten betreffen, die ja ihre Filme exportieren wollen“, meint er. „In zweiter Linie würde es auch uns betreffen, weil das Produktionsvolumen sinken würde.“ Die Dinge seien mittlerweile „derart verflochten, dass mir die Fantasie fehlt, wie man so eine Regelung ausgestalten kann, dass sie der US-Filmwirtschaft wirklich nützen würde“, sagt Stejskal.

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Vergeltung in Europa?

In Hollywood machte man sich umgehend Gedanken, was die Ankündigung bedeuten könnte. Kino-Blockbuster genauso wie Netflix-Serien werden in Kanada, Ungarn oder Australien gedreht – auch in Österreich, wo seit zwei Jahren ebenfalls finanzielle Anreize locken.

Weiterer möglicher Effekt: Die Zölle könnten Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder auslösen. Dabei sind gerade die Auslandsmärkte zuletzt für Hollywood immer wichtiger geworden. Dumreicher-Ivanceanu sagt: „Das US-Filmsystem beruht auf Export. Die Filme sind extrem teuer geworden, der US-Markt kann, wenn der Kinofilm erfolgreich ist, gerade die Kosten hereinbringen, aber damit ein Film viel Gewinn macht, muss er in anderen Ländern erfolgreich sein. Das ist ja genau der Grund für die offensive Strategie der Amerikaner.“

Tatsächlich erwirtschaftet die US-Filmindustrie in allen wichtigen Märkten eine positive Handelsbilanz für die USA. Er finde die Drohung Trumps daher „ziemlich schockierend, weil Film ein extrem internationales, grenzüberschreitendes Medium ist, gerade bei uns in Österreich, in ganz Europa, aber auch in Amerika. Das ist das große Asset der Film- und Kinokultur.“ Man könne „nicht einfach zuschauen, wenn sich Amerika auch in der Filmproduktion aus der Internationalität zurückzieht und sich reamerikanisiert.“

Der Produzent (Amour fou) sieht sich darin bestärkt, „dass wir rasch die Investitionsverpflichtung für Streamer brauchen. Weil diese Eskalation das Problem verschärfen wird: Streamer machen hier Riesenumsätze, aber nur ein Teil der Projekte wird auch in Europa gedreht. Es kann nur die Antwort sein, dass wir das umsetzen, was die EU vorschlägt und rechtlich ermöglicht: eine faire Beteiligung der Streamer an der Produktion europäischen und österreichischen Programms.“

Im Regierungsprogramm ist eine solche Streamingabgabe enthalten.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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