Nachruf: Die Foto-Fürstin vom Fuschlsee

Kultur

Marianne zu Sayn-Wittgenstein, genannt „Manni“, konnte streng sein. Einen Society-Reporter, der sich erlaubt hatte, sie mit „Gnä’ Frau“ anzureden, soll sie mit „Für Sie immer noch Fürstin!“ zurechtgewiesen haben.

Und als es ein Opernbesucher bei den Festspielen in Bayreuth angesichts der drückenden Hitze gewagt hatte, das Jackett abzulegen, blaffte die Fürstin: „Ziehen Sie das sofort wieder an, wir sind nicht auf dem Oktoberfest!“

Die am 9. Dezember 1919 als Maria Anna Mayr-Melnhof in Salzburg geborene und am vergangenen Sonntag 105-jährig in München verstorbene Manni war eine Ururururenkelin von Kaiserin Maria Theresia (und eine Cousine von Nikolaus Harnoncourt). Im Krieg studierte sie an der Blocherer Kunstakademie in München. Ihr späterer Mann, Ludwig „Udi“ Prinz zu Sayn-Wittgenstein, war der Neffe ihrer Vermieterin; während eines Fronturlaubs 1942 wurde geheiratet.

„Als mein Mann 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, waren wir fast viereinhalb Jahre verheiratet und hatten zwei Kinder“, erinnerte sich die Fürstin. „Dennoch hatten wir uns im ganzen Leben, vom ersten Tag des Kennenlernens an, ganze drei Wochen gesehen.“ Das junge Paar zog ins zerbombte Schloss Sayn (Rheinland-Pfalz) und baute, um Geld zu verdienen, als erstes die Schlossgärtnerei wieder auf.

Nach dem Unfalltod von Prinz Udi 1962 machte Manni ihr Hobby zu Beruf und begann, professionell zu fotografieren. 20 Jahre lang arbeitete sie für die Bunte, ihr erster Job war ein Empfang beim spanischen Königspaar in Madrid. Die Fürstin stand mit 100 anderen Fotografen vor dem Palast, Juan Carlos schritt den Tross ab. Als er sie entdeckte, rief er seine Frau herbei: „Sophia, komm her, Manni ist jetzt ein Profi!“

  "Furchteinflößend": ESC-Maskottchen "Lumo" spaltet die Gemüter

„Mamarazza“

Die Fürstin wurde nie von der Redaktion beauftragt, wo denken Sie hin. Es lief stets umgekehrt: Bekam „Mamarazza“ eine Einladung, fragte sie, ob Interesse bestehe. Eine Fotografin, die überall Zutritt hat und auch dann noch wohlgelitten ist, wenn die Kollegen längst hinauskomplimentiert wurden, hatte einen Wettbewerbsvorteil.

Die Fürstin war fünffache Mutter. Ihr jüngster Sohn, Peter Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, ist mit der Schauspielerin Sunnyi Melles verheiratet. Die Mittagessen für die Salzburger Festspiel-Society, die sie bis vor ein paar Jahren im Garten ihres Jagdhauses am Fuschlsee ausrichtete, waren legendär.

Nie musste sie einen Promi fragen, ob sie ein Foto machen darf. „Es sind ja meine Freunde“, sagte sie. „Und ich bin ja kein Paparazzo. Ich will ein hübsches Bild machen.“ Der berühmte Lebemann und Fotograf Gunter Sachs, mit dem sie eng befreundet war, hat über die Fürstin gesagt, sie habe zwar keine Ahnung vom Fotografieren, aber immer im richtigen Moment abgedrückt. Die Fürstin, die bis zuletzt analog arbeitete, wollte das gar nicht abstreiten. „Wenn mich Kollegen fragen, was ich für eine Optik verwende, sage ich: Keine Ahnung, schauen Sie selber.“

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.