Nestroy mit Strauss auf Schloss Weitra: Ein hinreißender Pallawatsch

Kultur
Szenenfoto

Am Donnerstag brachte Christian Spatzek als Intendant des Theater Sommers Parndorf auf dem dortigen Kirchenplatz „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ zur Premiere. Die Posse allein reichte dem Kollegen Peter Hofbauer nicht: Für das Festival auf Schloss Weitra verzahnte er Johann Nestroy mit Johann Strauss, dem Jahresregenten: Er pimpte „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ mit Melodien des Walzerkönigs zu einer Jukebox-Operette mit Musical-Qualitäten auf. In erster Linie bediente sich der Impresario bei „Eine Nacht in Venedig“. Denn es geht, wie in Nestroys Komödie, um Verwechslungen und die Liebe, die Standesdünkel überwindet.

Hofbauer hat die Handlung von „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ ein wenig simplifiziert und umgemodelt: Der impertinent neureiche Ex-Fleischer Florian von Fett, der seine Tochter (nun Valentina gerufen) in den Adelsstand verheiratet wissen will, lädt in seinem Schlössl zu einem Maskenball mit dem Motto „Venezianische Nacht“ ein. 

Schloss Weitra Festival/Benjamin Wald

Ausstatterin Ilona Glöckel durfte sich zumindest bei den Kostümen austoben: Den Innenhof des Schlosses mit seinen Arkaden brauchte sie nur um ein paar güldene Requisiten (darunter ein Thron) ergänzen: Hier, unter dem Wappen, einem prächtigen Schweinskopf mit Bratwurst, regiert mit Gerhard Ernst ein ebenso prächtiger Nestroy-Darsteller. Es ist ein Genuss, ihm beim Granteln zuzuhören. Und ja, natürlich, wird der Umstand ausgeschlachtet, dass Ernst dem erfundenen Billa-Fleischer Hofstädter sein Gesicht leiht …

Nicht nur die überdrehte Lucia Distel der Seraphine Rastl, sondern auch der von Fett fällt auf den „Baron Nebelstern“ herein: Andreas Peer gibt den Hochstapler, der brutale Übergriffigkeit als „Flirt“ kleinredet, wunderbar teuflisch. Ihm muss der Wirt vom Silbernen Karpfen, ein toller Hecht, um die Zeche nachrennen: Andy Lee Lang unterhält, begleitet von einem Quartett unter der Leitung von Florian Schäfer, u. a. mit einem Nestroy-Couplet über die Gefahren der Ehe – und die Budgetnöte der Regierung: „Zu Tode g’spart is auch g’storb’n!“

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Schloss Weitra Festival/Benjamin Wald

Gerhard Ernst (mit Katrin Fuchs) brilliert als Florian von Fett.

Die Strauss-Melodien (samt Zitaten aus der „Fledermaus“) fügen sich zwar nicht ganz homogen ein, aber Katrin Fuchs und Michael Havlicek geben in der Inszenierung von Peter Kratochvil ein gar klassisches Operettenpärchen ab. Nach der Pause gewinnt die Nummernrevue die Überhand. Und Alfred Pfeifer brilliert hyperventilierend als schwer barocker Marchese. Der Jubel über den „Pallawatsch“ war bei der Premiere am Freitag zu recht groß.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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