Nina Proll gibt ein Gastspiel auf der Politbühne

Kultur

Die Schauspielerin fragt: „Kann ich Kanzler?“ (20.15, Puls4/Joyn). Für eine Antwort darauf trifft sie frühere Bundeskanzler, Spin-Doktoren und das Wahlvolk

Dass die Nationalratswahl immer näher rückt, ist unübersehbar. Die Spitzen der (Parlaments-)Parteien bevölkern die TV-Schirme und Marktplätze. Gesetzt wird auf eingängige Slogans, griffige Sprüche und Jubel-Bilder.

Schauspielerin und ROMY-Preisträgein Nina Proll rückt nun aus, um diese Inszenierungen zu hinterfragen, aber auch, was es fürs höchste Regierungsamt eigentlich braucht. „Kann ich Kanzler?“ fragt sie ab heute, Donnerstag (20.15, Puls4/Joyn). 

„Wenn du das übernimmst, dann musst du Bundeskanzler mit Haut und Haaren sein“, sagt Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky. Ex-Neos-Chef Matthias Strolz meint: „Du kannst das wahrscheinlich, aber ich glaube nicht, dass du es willst.“ Und der frühere SPÖ-Kanzler Christian Kern gibt ihr in einer Shakespeare-Analogie mit: „Am Ende ist der König tot und liegt in einer riesigen Blutlache.“ 

Wovon sich die streitbare Schauspielerin aber nicht einschüchtern lässt.

„Jemanden aufs Glatteis führen, das kann ich nicht“

KURIER: Haben Sie lange überlegt mitzumachen und warum haben Sie ja gesagt?

Nina Proll: Die Anfrage habe ich schon zu Beginn des Jahres über meine Agentur erhalten. Und tatsächlich war ich zunächst skeptisch und habe nicht reagiert. Aber irgendwie ging mir der Titel „Kann ich Kanzler?“ nicht aus dem Kopf. Nach einem ersten Treffen zum Brainstorming habe ich zugesagt. Die Zusammenarbeit mit Katharina Gellner, der Regisseurin, hat mich überzeugt.

Wie war die Vorbereitung? Man setzt sich ja nicht blank zu einem Kanzler a. D.?

Ich war sehr überrascht und natürlich auch aufgeregt, als so viele Ex-Kanzler bereit waren, mit mir zu reden. Ich habe im Vorfeld viel gelesen. Unter anderem das Buch „Message Control“ von Gerald Fleischmann – sehr zu empfehlen – und „Die letzte Ausfahrt“ von Markus Huber über den Wahlkampf 2017. Und ich habe immer tagelang gemeinsam mit meiner Regisseurin an meinen Fragen herumgefeilt.

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Wie hat Ihnen der Rollentausch – nun als Interviewerin – getaugt?

Es hat mir irrsinnigen Spaß gemacht. Aber ich bin natürlich auch an meine Grenzen gestoßen, denn das Handwerk eines Investigativ-Journalisten beherrsche ich nicht. Ich unterhalte mich einfach gern, bin neugierig, aber jemanden aufs Glatteis führen, das kann ich nicht.

In der Schauspielerei steckt mehr Wahrheit

Haben Sie am durchaus launigen, aber auch informierenden Off-Text ebenfalls mitgearbeitet?

Die Off-Texte stammen in erster Linie von meiner Regisseurin. Bei bestimmten Punkten, die mir wichtig waren, hab ich mich eingemischt und meinen Senf dazu gegeben. Bei der Archivrecherche hatten wir tolle Unterstützung der gesamten Redaktion.

Welchen wichtigen Unterschied haben Sie für sich ausgemacht zwischen der Rolle als Bundeskanzler und jener einer Schauspielerin in der Öffentlichkeit?

Der größte Unterschied ist natürlich die Verantwortung, die ein Bundeskanzler trägt. Aber es gibt erstaunlich viele Parallelen: Beides sind Bühnenberufe, man steht in der Öffentlichkeit, beides lebt von Inszenierungen und PR. Ich würde sogar sagen: In der Schauspielerei steckt mehr Wahrheit als in der Politik. Denn als Schauspieler ist man immer um Wahrhaftigkeit bemüht, um seelische Entblößung, Enthüllung von Konflikten und ehrlichen Gefühlen, während ich den Eindruck habe, dass es in der Politik immer mehr um künstliche Narrative, Aufbauschen von Bedrohungen, Ablenkung von wahren Problemen und Vertuschung von Korruption geht.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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