
Der Tod, das muss ein Wiener sein – sang Georg Kreisler mit seinem unvergleichlich bitteren Humor. Dem Klischee gewordenen Diktum folgend, liegt es auch nahe, dass eine Komödienserie, die auf einem Friedhof spielt, in Wien am besten aufgehoben ist.
Laut Auskunft von Hauptdarsteller Nicholas Ofczarek war das von der deutschen Autorin Judith Westermann verfasste Drehbuch zu „Drunter und Drüber“ (verfügbar auf Prime Video) zunächst gar nicht so klar verortet. „Ich habe schon die Frage gestellt, ob das jetzt in Wien spielt weil ich es dann anders spiele“, sagt Ofczarek im Gespräch. „Es war ursprünglich anders gedacht, auch meine Figur hieß anders.“ Daher habe man gemeinsam mit den Machern „noch ein wenig wienerischer gedacht“.
Sein Heli Wondratschek, so hieß Ofczareks Figur schließlich, ist eine fast archetypisch-komische Figur geworden. Mit Trauer um den von einer Grabstatue erschlagenen Friedhofsleiter hält er sich nicht lange auf. Rasch spitzt der kleinkarierte Vize auf dessen Posten. Doch dann kommt eine Externe zum Zug: Die etwas tollpatschige Ursula Fink (Julia Jentsch), bisher für Kinderspielplätze zuständig, wird ihm vom Stadtamt vor die Nase gesetzt, was für Wondratschek einen Affront darstellt.
Und wie ist das für Fink?
„Selbst wenn Ursula das Gefühl hätte, der könnte das auch alleine machen, braucht sie doch unbedingt diesen Job“, sagt Jentsch. „Sie muss einfach dafür sorgen, dass sie dort ihren Platz bekommt. Das ist eine Art Überlebensinstinkt.“
Ofczarek über die Qualitäten der beiden: „Wir haben eine Frau, die sozial verbindend ist und einen Mann, der sozial sehr inkompatibel ist.“ Letzteres komme oft vor in Chefpositionen, „was mich auch wahnsinnig macht“, sagt Ofczarek. „Du musst in einer verantwortungsvollen Position auch unangenehme Entscheidungen treffen, das ist schwierig, aber als Konfliktpotenzial in einer Serie natürlich wunderbar.“
Jentsch findet es „sogar ein bisschen rührend, wie sie sich dann doch trotz ihrer Unfähigkeit bemühen, diese fehlenden Kompetenzen zu erlernen. Ursula wird zwar ein bisschen da hin gehievt, aber sie ist irgendwann auch in der Lage, sogar unangenehme Dinge zu verkünden.“
Rasch fallen die beiden im Gespräch zurück in ihre Serienrollen.
Ofczarek: „Achso. Was genau verkündet sie?“
Jentsch: „Das verrate ich hier natürlich nicht!“ (lacht)
Ofczarek: „Stimmt überhaupt nicht …“
Jentsch: Willst du sagen, ich erfinde hier Dinge? (lacht)
Was Fink in der Serie tatsächlich schwer fällt: Der Belegschaft zu verkünden, dass dem Friedhof Donnersbach das Aus droht, weil er zu wenig rentabel sei.
Nikolett Kustos, Prime Video
Die illustre Friedhofsbelegschaft: Nikolai Baar-Baarenfels, Ulrike C. Tscharre, Ella Lee, Harald Windisch, Sarah Viktoria Frick, Johanna Orsini-Rosenberg, Gerhard Greiner
Urkomisch ist der Moment, als Wondratschek realisiert, dass ihm Fink den Job weggeschnappt hat. Da frieren dem Düpierten die Gesichtszüge ein. Den Kritiker des Spiegel erinnerte das gar an Buster Keaton.
Darauf angesprochen, sagt Ofczarek: „Regisseur Christopher Schier und ich hatten schon die Übereinkunft, dass er in gewissen Momenten, ein „Ice Face“ haben muss: Das heißt, ich kann in dem Gesicht überhaupt keine Reaktion lesen, kann aber dafür als Zusehender etwas draufprojizieren, das hast du auch bei Buster Keaton. Das nicht mehr zur Verfügung stellen von Emotionen ist schon ein Stilmittel, das bewusst gewählt war.“
Und bei Jentsch? „Das Ice Face spielte bei mir jetzt nicht so eine Rolle, …read more
Source:: Kurier.at – Kultur