
Von: Helmut Christian Mayer
„O Mond, fern am hohen Himmel, dein Licht sieht weit in die Ferne“: Wunderbar, berührend und zu Herzen gehend ist das berühmte „Lied an den Mond“ aus Antonín Dvořáks Oper „Rusalka“.
Dies zu vermitteln, gelang Sondra Radvanovsky leider nicht ganz, denn es fehlte ihr an Innigkeit und leisen Tönen. Und auch sonst trumpfte die aus den USA stammende Sopranistin bei einer Operngala der Salzburger Osterfestspiele im Großen Festspielhaus mit ihrer enormen Stimmkraft allzu sehr auf.
Stets imponierte sie jedoch mit mühelosen Spitzentönen und wunderbarer Phrasierung. Darüber hinaus begeisterte die Sängerin das Publikum auch noch mit der berühmten Briefszene der Tatjana aus Peter Iljitsch Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“ sowie einer Arie der Lisa aus „Pique Dame“.
Ergreifend gesungen
Aber auch im italienischen Fach, etwa bei Giuseppe Verdis „Macbeth“, konnte sie mit „Vieni, t’affretta!“ oder bei Umberto Giordanos „Andrea Chénier“ mit „La mamma morta“ beeindrucken. Höhepunkt war sicherlich das ergreifend gesungene, finale Duett aus dieser Oper, bevor sie als Maddalena gemeinsam mit dem Titelhelden zum Schafott geführt wird.
Dieser war mit SeokJong Baek ebenfalls hochkarätig besetzt. Der junge koreanische Tenor, etwas rau in tieferen Lagen, glänzte auch mit viel Schmelz und mühelosen, strahlenden Höhen, etwa mit der populären Arie des Lensky „Kuda, Kuda“ (Wohin, wohin, seid ihr entflohen) aus „Eugen Onegin“ – sowie bei Giordanos selten gespielter Oper „Fedora“ mit der bekanntesten Arie „Amor ti vieta“ (Die Liebe verwehrt dir, nicht zu lieben).
Eingesprungen für Simon Keenlyside, war Boris Pinkhasovich der Dritte im Bunde. Der russisch-österreichische Sänger konnte mit seinem edlen und warmstimmigen Bariton besonders punkten – etwa bei der eingängigen Arie „Ich liebe sie ohne Maß“ des Fürsten Jeletzki. Er gestaltete auch die letzte Arie des Macbeth („Perfidi! – Pietá, rispetto, amore!“) mit großer Schönheit aus.
Gefühlvoll begleitet
Für die sorgsame und gefühlvolle Begleitung sorgte das Mozarteumorchester Salzburg unter dem umsichtig agierenden Finnegan Downie Dear, ebenfalls eine Einspringerin für die ursprünglich vorgesehene Dirigentin Tabita Berglund.
Davor und dazwischen gefiel das gut disponierte Orchester mit der Polonaise aus „Eugen Onegin“, dem Prelude aus „Pique Dame“ sowie dem herrlichen „Intermezzo“ aus „Fedora“. Nuancenreiche, empfindsame Töne und große leidenschaftliche Klangschönheit waren dabei zu vernehmen. Großer Jubel!
Source:: Kurier.at – Kultur