Remake von „Arielle, die Meerjungfrau“: Versenkt und verschenkt

Kultur
Arielle, die Meerjungfrau

Das Disney-eigene Remake des Animationsfilms (ab 25. Mai im Kino) erleidet künstlerisch Schiffbruch.

Die sogenannten Realverfilmungen, die Disney zuletzt von eigenen Erfolgen wie „König der Löwen“ (2019) und „Das Dschungelbuch“ (2016) angefertigt hat, sind die wohl ehrlichsten Filme in der Konzerngeschichte: Ohne jeden künstlerischen Nutzen, ohne Kreativität und sonstigen auch nur vorgetäuschten überwertigen Zweck werden hier alte Stoffe neu ins Kino gebracht, um die nächste Generation zum Ticketkauf zu motivieren. Es funktioniert: „Der König der Löwen“ allein brachte 1,6 Milliarden Dollar.

Es ist so klar wie die Stimmen der Disney-Prinzessinnen, dass man daher bei diesem Konzept bleibt. Nun also ist „Arielle“ dran.

Der Film war 1989 für Disney ein Neustart, auf den überaus starke Jahre folgten: Mit Neo-Klassikern wie „Die Schöne und das Biest“, „König der Löwen“ und „Toy Story“ wurde eine neue Tonalität gefunden, von der der Konzern beim Kernpublikum bis heute zehrt.

Ein Wrack

Weniger klar war – selbst bei realistischen Erwartungen –, welches seelenlose, zerfahrene Filmwrack die Realverfilmung wird.

DISNEY/@ 2023 Disney Enterprises

Filmkritik zu Arielle, die Meerjungfrau

Wobei, „Realverfilmung“ ist so eine Sache, wenn es um Meerjungfrauen, sprechende Krabben und eine böse Zauberhexe mit Tentakeln geht: Die Darstellergesichter ragen hier über weite Strecken aus einem Computereffekt-Torso, sodass man nicht weiß, wo die Schauspielerin aufhört und der Trickfilm anfängt.

Photo courtesy of Disney./@ 2023 Disney Enterprises

Arielle, die Meerjungfrau

Insofern ist auch die Aufregung um die Hautfarbe von „Arielle“-Darstellerin Halle Bailey noch einmal ein bisschen, sagen wir mal, absurder. Arielle besteht zur Hälfte aus Fisch, Javier Bardem als ihr Vater König Triton schießt aus einem Dreizack Laserstrahlen und ein Vogel rappt; was das Internet aber fast zum Kollaps brachte, ist, dass die Darstellerin nicht weiß ist.

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DISNEY/@ 2023 Disney Enterprises

Dass das überhaupt Thema ist, ergibt sich natürlich auch aus der glattgebügelten Geschichte des Disney-Konzerns; zumindest die größten Diversitätsfehlstellen werden in den Neuauflagen so unauffällig wie möglich beseitigt. Am Schluss von „Arielle“ tauchen Meeresbewohner auf, die aussehen wie die Stock-Fotos zum Einführungskurs „menschliche Vielfalt“.

Vielleicht zur Beruhigung jener, die sich über Meerjungfrauenschwestern aus Asien aufregen, darf Jonah Hauer-King als Eric so Disney-Prinzen-haft aussehen, wie man nur Disney-Prinzen-haft aussehen kann.

Giles Keyte/@ 2023 Disney Enterprises

Der Film hakt der Reihe nach die Szenen des Originals ab, Sebastian, die Krabbe, singt „Unter dem Meer“, im Boot küssen einander Arielle und Eric beinahe, am Schluss gibt es den – optisch ordentlich veränderten – Showdown mit Hexe Ursula.

DISNEY/@ 2023 Disney EnterprisesNeue Songs

Wohl damit der Kinoticketpreis nicht zu unverschämt wahrgenommen wird, wurde der Film um ein paar Szenen und Songs erweitert; und da ist eigentlich nur beruhigend zu sehen, dass ein Genie wie Komponist Lin-Manuel Miranda („Hamilton“), der die durchwegs großartige Musik zu „Encanto“ geschrieben hat, auch einmal uninspirierte, grenzpeinliche Meterware abliefern kann.

Das ganze Unterfangen hinterlässt letztendlich nur das Gefühl, die teuerst produzierte Fan-Fiction gesehen zu haben, eine Milliardärsparaphrase auf einen guten Film. Wer das nicht traurig genug findet: Es folgen noch Remakes u. a. von „Peter Pan“ (läuft bei Disney +), „Lilo & Stitch“ und „Bambi“.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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