Schuf Seelenlandschaften aus Nägeln: Künstler Günther Uecker ist tot

Kultur

Der Günther Uecker, einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler, ist tot. Uecker starb am frühen Dienstagabend im Alter von 95 Jahren, wie es aus dem Umfeld der Familie hieß. Demnach war er die vergangenen Tage in der Düsseldorfer Uniklinik. Der Wegbereiter der heute hoch gehandelten ZERO-Kunst hatte den Zimmermannsnagel in die Kunst eingeführt und weltbekannte großformatige Nagelreliefs geschaffen, die in vielen Museen und Machtzentralen hängen. 

Der am 13. März 1930 in Wendorf geborene und auf der Halbinsel Wustrow aufgewachsene Mecklenburger lebte seit Mitte der 1950er-Jahre in Düsseldorf. Die Stadt am Rhein blieb bis zu Ueckers Tod das Zentrum seines Schaffens. Nagelbilder und Friedensbotschaften Uecker beschlug Leinwände, aber auch Objekte wie Stühle, Klaviere oder Nähmaschinen mit Nägeln. Für ihn waren die Nagelfelder immer auch tagebuchähnliche Seelenlandschaften, die er „Empfindungswerte aus der Zeit“ nannte. 

Pazifist & Avantgardist

Der in der DDR zum Reklamegestalter ausgebildete Uecker siedelte 1953 nach Westberlin über und zog 1955 nach Düsseldorf. An der Kunstakademie studierte Uecker bei dem pazifistisch engagierten Holzschneider Otto Pankok und wirkte dort selbst rund 20 Jahre als Professor. Der avantgardistischen ZERO-Gruppe, die Heinz Mack und Otto Piene 1958 gründeten, trat Uecker 1961 bei. Die Gruppe suchte radikale neue Bildformen abseits der reinen Malerei – und lieferte damit einen wichtigen, international einflussreichen Beitrag zur Kunst der Nachkriegszeit. Uecker schuf auch Lichtkunst und spektakuläre Installationen wie das „Terrororchester“ – eine lärmende Installation aus dutzenden Apparaten wie Staubsauger oder Waschmaschine.

Der Sohn eines Landwirtes reiste mit einer humanitären Friedensbotschaft um die Welt und stellte in zahllosen Ländern aus, auch in Diktaturen und totalitären Staaten. Er malte Aschebilder nach der Tschernobyl-Katastrophe, kämpfte für das indigene Volk der Navajo und stellte auf Stoffe gemalte Menschenrechtsbotschaften in Peking aus. Seiner mecklenburgischen Heimat blieb Uecker immer eng verbunden. Noch in hohem Alter gestaltete er vier große blaue Glasfenster für den Schweriner Dom. Im Dezember 2024 wurden die Fenster eingeweiht.  

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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