
Als im Oktober 2021 die Netflix-Serie „Squid Game“ einen weltweiten Hype auslöste, waren 45,6 Milliarden südkoreanische Won 33,1 Millionen Euro Wert. Nun, vor Start der dritten und letzten Staffel sind es 28,7 Mio. Euro. 456 hoch verschuldete Menschen spielen auf einer verlassenen Insel um diese Summe. Dort müssen sie an bekannten Kinderspielen teilnehmen. Wer alle Runden besteht, kann sich den Jackpot mit anderen teilen oder – wie Antiheld Gi-Hun (Lee Jung-jae) in Staffel 1, mit der vollen Summe nach Hause gehen. Der böse Clou: Mit jedem Ausgeschiedenen füllt sich der Geldtopf mit weiteren 100 Mio. Won. Disqualifikation bedeutet in diesem Spiel, an dem sich superreiche „VIPs“ delektieren, den sicheren Tod. Wer in Staffel 1 und Staffel 2 etwa beim Spiel „Rotes Licht, Grünes Licht“ eine falsche Bewegung gemacht hatte, wurde von den rosa gekleideten Schergen sofort erschossen.
Diese zynische Inszenierung und die Gewöhnung daran zog viel Kritik auf sich – aber ebenso Begeisterung. Mehr als 265 Millionen Mal wurde die erste Staffel aufgerufen – absoluter Rekord bei Netflix. Staffel 2 wurde diesen Jänner mit 152,5 Mio. Aufrufen die drittmeistgesehene Serienstaffel auf Netflix.
Der Mega-Erfolg wird mit dem Start in der Coronakrise erklärt, dürfte aber auch mit dem gesellschaftskritischen Ansatz zu tun haben. Hwang Dong-hyuk griff im Jahr 2009 zunächst mit seiner Idee die immense Privatverschuldung in Südkorea auf, Anlass sollen die Massenentlassungen beim Autobauer Ssangyong gewesen sein. Zehn Jahre später sprang Netflix darauf an, weil man mit starken regionalen Formaten reüssieren wollte.
Aufgespalten
Für die beiden finalen Staffeln wurden die sechs Spiele eines „Squid Game“-Durchlaufs in zwei Teile gespalten. Das lässt mehr Zeit für die Rahmenhandlung, in der sich parallel dazu eine Gruppe von Schnüfflern auf die Suche nach der Insel begibt, und zum Kennenlernen der Figuren, auf die Gi-Hun im Schlafsaal trifft: Eine Schwangere, eine alte Frau mit ihrem Sohn, ein gescheiterter Kryptowährungserfinder, eine fanatische Schamanin und eine Transfrau. Dass Letztere mit dem Schauspieler Park Sung-hoon besetzt wurde, und nicht mit einer Transfrau, sorgte bei Staffel 2 für einen Shitstorm, der nun wieder aufgewärmt wurde.
Einen echten Skandal hat die Serie gar nicht mehr notwendig, um Aufmerksamkeit zu generieren. Dennoch ist es gut, dass das Spiel an sein Ende kommt – die Variationen gehen langsam aus, das dahinterliegende Mysterium ist längst gelüftet.
Staffel 2, die zu Weihnachten 2024 anlief, war völlig abrupt geendet, mitten in einem von Gi-Hun angezettelten Aufstand wurde er von Wärtern brutal niedergeschlagen. Staffel 3 steigt dort direkt wieder ein, Gi-Hun wird – wie sonst Tote – im Sarg mit pinker Geschenksschleife in den Schlafsaal geliefert. Der Showdown mit dem Organisator, dem „Frontmann“, steht noch aus. Bereits das erste Spiel der Staffel – ein tödliches Versteckspiel – wäre bei einer anderen Serie dramatisch genug für ein Ende. Das lässt in Folge auf weitere Brisanz schließen.
Source:: Kurier.at – Kultur