
Trenklers Tratsch: Drei Pavillons auf dem Heldenplatz als Prolog, Kurator Günther Holler-Schuster setzt Zeichen gegen die Kulturpolitik
Die Zeiten stehen kulturpolitisch auf Sturm in der Steiermark, seit Mario Kunasek (FPÖ) Landeshauptmann ist. Denn er fasste gleich einmal den Plan, die Hymne in der Landesverfassung zu verankern. Das „Dachsteinlied“ entstand 1844, als tatsächlich noch die darin erwähnte Sav zur Steiermark gehörte. Seit dem Zerfall der Monarchie ist die Untersteiermark jedoch Teil von Slowenien. Kunasek zeigte sich noch Mitte Jänner uneinsichtig: Die Hymne sei, wie Weiß-Grün und der steirische Panther „ein wichtiges Symbol“ für das Bundesland.
Thomas Trenkler
Steirische Panther – quer durch die Jahrhunderte bis in die NS-Zeit: von Franz Kapfer
Just mit dem Panther beschäftigt sich Franz Kapfer, 1971 in Kapfenberg geboren, in der Steiermarkschau: Er zeigt in einem der drei Pavillons, die quasi Trabanten darstellen, auf, wie sich das Wappentier im Laufe der Jahrhunderte veränderte: originalgetreu aus Metall ausgeschnitten, die Feuerzungen und die Krallen mit Nagellack bemalt. Wie Schattenfiguren hängen sie an Seilen von der Decke: Die älteste Vorlage stammt aus 1340 – und es gibt unter den 15 Varianten einen Panther aus der NS-Zeit, eingeschrieben in ein massives Hakenkreuz. Als Titel wählte Kapfer „Gemeine Kreatur“.
Auf eine ziemlich kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit (jener der Großeltern) stößt man auch in den erdigen Multimedia-Bildern von Michael Pöllinger, geboren 1992 in Leoben: Zu sehen sind Sensenmänner mit Zipfelmütze, deren Körper sich samt Gliedmaßen zu einer Art Hakenkreuz formen: „Die Sense mäht, das Verborgene entsteht.“ Ob das Kunasek gefällt, der sich für die Pflege des Brauchtums starkmacht? Kurator Günther Holler-Schuster von der Neuen Galerie des Joanneums tritt mit der exzellenten Ausstellung in Konfrontation. Zum Beispiel, weil er eine Arbeit von Milica Tomić, geboren 1960 in Belgrad und Professor für Kunst an der TU Graz, zeigt: eine bildlich ab-strahierte „Refiguration der Eigentumsverhältnisse in der Steiermark“ ab dem „Anschluss“ ans Dritte Reich 1938 (u. a. durch „Arisierung“).
Thomas Trenkler
Panoramagemälde, lesbar als abstraktes Gebirge: von Herbert Brandl
Zum dritten Mal – nach 2021 und 2023 – wird die steirische Landesausstellung um einen mobilen Pavillon ergänzt. Und zum dritten Mal gibt es den Prolog mit einem solchen auf dem Heldenplatz in Wien. Heuer gab es allerdings keine direkte Beauftragung, sondern einen geladenen Wettbewerb. Das studio WG3 konnte ihn gewinnen: mit einem Konglomerat aus drei Pavillons, deren Holzgerüste mit Planen bespannt sind. Jedes der drei „Zelte“ ist einem Thema gewidmet – und alle Arbeiten (etwa die Hälfte wurde eigens für diese Schau geschaffen) – beziehen sich auf Inhalte der Steiermarkschau, die im Schloss Eggenberg am Stadtrand von Graz stattfindet. Auch vor 400 Jahren, als die prächtige Anlage errichtet wurde, gab es Krieg (den 30-jährigen), Finanz- und Klimakatastrophen. Kann man aus der Geschichte lernen? „Ambition & Illusion“ nennt sich die Steiermarkschau. Und Holler-Schuster stellte als Ergänzung eine „ambitionierte“ Kunstausstellung zusammen, in der er keine großen „Illusionen“ macht.
Die drei Zelte, mit denen die Steiermark in der Grünfläche des Heldenplatzes lagert, sind bis 30. März täglich von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu besuchen. Danach werden sie getrennt.
Der „Musik-Pavillon“, dessen Planen mit sonderbaren Figuren …read more
Source:: Kurier.at – Kultur