
Er sieht bei Sparkurs „rote Linien“. Weißmann will punkten mit „Programm, Programm, Programm“. Debatte um Corona-Aufarbeitung erwartet.
In die laufenden Diskussionen um mögliche neue Einsparungen im ORF hat sich am Mittwoch der Stiftungsratsvorsitzende Lothar Lockl eingeschaltet: „Angesichts enger budgetärer Spielräume setzt der ORF zahlreiche harte Sparmaßnahmen in der Höhe von mehreren Hunderten Millionen Euro um. Allerdings gibt es rote Linien. Wenn diese überschritten und ständig zusätzliche Kürzungen verlangt werden, führen diese nicht zu mehr Effizienz, sondern zu einem Kahlschlag“, warnte Lockl. Aber „bei allem notwendigen Handlungsbedarf: Der ORF ist ein starkes Medienunternehmen mit im EU-Vergleich hoher Akzeptanz und hohen Reichweiten.“
Das betonte auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann am Tag vor dem Plenum des Stiftungsrates. „Wir werden auch in Zukunft das liefern, was das Publikum eigentlich interessiert: Programm, Programm, Programm“, erklärte er gegenüber dem KURIER. Trotz Einsparungen gibt Weißmann die Devise aus: „Wir wollen die Top-Quoten des Jahres 2024 auch heuer fortschreiben.“ Im Programm der neuen Regierung sieht der ORF-Chef vor allem „ein klares Bekenntnis zum Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk und zum Medienstandort Österreich.“
Allerdings sehen deren Pläne auch vor, dass die ORF-Haushaltsabgabe nun nicht nur bis 2026, sondern bis 2030 bei 15,30 Euro eingefroren bleibt. Diese Mindereinnahmen muss der ORF irgendwie ausgleichen. Laut Berechnungen für den Stiftungsrat geht die ORF-Führung deshalb von einem zusätzlichen Einsparungsvolumen von 217 Millionen Euro für die Jahre 2027 bis 2031 aus.
Fantasieloser Sparkurs
In dieser Situation brauche es, so Lockl, „eine kluge Mischung zwischen harten Sparmaßnahmen auf der einen Seite und Investitionen in neue Zukunftsfelder auf der anderen.“ Als „warnendes Beispiel“ nennt er in diesem Zusammenhang die Deutsche Bahn. „Dort hat ein fantasieloser Sparkurs – ohne jegliches begleitendes Zukunftskonzept, was die Deutsche Bahn eigentlich zukünftig leisten soll – ein Desaster verursacht.“ Lockl sieht hingegen im aktuellen Kurs des ORF mit dem laufende Sparpaket bei gleichzeitig erfolgenden Innovationen wie der Streamingplattform ORF On, dem Kids Kanal oder der Ausweitung der ORF-Präsenz auf digitalen Plattformen Schritte in die richtige Richtung.
Um die Quoten – 34,2 Prozent Marktanteil als Sender-Gruppe in 2024 – halten zu können, will der ORF im Programm strategische Investitionen tätigen. Im Sport hat sich der ORF bereits länger z. B. die Fußball-WM 2026 gesichert, bei der EM 2028 wird er wieder als Partner von ServusTV dabei sein. Die Formel 1 in Spielberg gastiert heuer im ORF. Mit Spannung erwartet wird der Abschluss der Rechteverhandlungen seitens des ÖSV – Wintersport ist in Österreich ein absoluter Quotenbringer.
„True Stories“ am Donnerstagabend
Programmlich steht am Freitag im ORF die erste Ausgabe der neuen „Dancing Stars“-Staffel an. Zudem plant man u. a. neben dem Premieren-Montag in ORF1, der nächste Woche mit „Biester“ fortgeführt wird, die Neupositionierung des Donnerstag-Hauptabends. Hier setzt man im Lauf des Jahres auf das trendige Thema „True Stories“ und österreichische Factuals, das auch gut ins jüngere Portfolio von ORF ON passt. Am 27. März startet mit „Akte Betrug“ ein neues monatliches Format. Dem Jubiläum 80 Jahre 2. Republik ist ein umfangreicher multimedialer Schwerpunkt ab 5. 5. im ORF gewidmet.
Erwartbar ist zudem, dass im Stiftungsrat am Donnerstag auch über die Absage der ORF-NÖ-Sendung „Ein Ort am Wort“ debattiert …read more
Source:: Kurier.at – Kultur