TV-Film über Entführungsfall: „Das ist eine Heldinnengeschichte“

Kultur
Ohne jede Spur - Der Fall der Nathalie B.

Der True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur“ (6. Februar, 20.15 Uhr, ORF 1) widmet sich dem Entführungsfall Nathalie B. – jene steirische Triathletin, die 2019 ihren Entführer zu ihrer Freilassung überreden konnte

Der Fall sorgte im Juli 2019 international für Aufsehen. Auch die New York Times berichtete über eine 26-jährige Triathletin aus der Steiermark, die bei einer Trainingsfahrt auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren, vom Fahrer gefesselt, entführt und in dessen Haus mit Gewalt festgehalten wurde.

Das Faszinierende daran: Durch Willenskraft und Einfühlungsvermögen gelang es der jungen Mutter, mit dem Täter ins Gespräch zu kommen und ihn zu überreden, sie bereits nach sieben Stunden freizulassen und sogar nach Hause zu bringen.

Nach Motiven dieser Story entstand für ORF und ARD der True-Crime-Thriller „Ohne jede Spur – Der Fall der Nathalie B.“ Für Hauptdarstellerin Luise von Finckh („Vienna Blood“) ist das eine „Heldinnengeschichte“, diese Rolle habe sie unbedingt spielen wollen.

ORF / [M] J. Landsiedl [F] Toni Muhr

Bei einer Trainingsfahrt plötzlich von einem Auto angefahren

Bereits beim Casting hätten sie und Regisseurin Esther Rauch sofort intensiv darüber gesprochen, wie man eine solche Frauenfigur darstellen müsse. „Oft sehen wir Krimi-Geschichten, wo Entführer oder andere Täter im Zentrum der Inszenierung stehen“, sagt von Finckh. „Ich betrachte das als sehr problematisch, weil man damit immer den Täter fetischisiert und ihn auf eine gewisse Art als spannend erklärt – damit wird Missbrauch oder Gewalt an Frauen oft romantisiert.“

Durch diese Inszenierung entstehe auch „oft der Eindruck, dass das Einzelfälle seien. Gewalt, auch häusliche Gewalt, betrifft aber viele Frauen. Wenn wir weiterhin Täter als einzigartige Wahnsinnige erzählen, schieben wir das gesellschaftliche Problem dahinter beiseite.“

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Dass sich bei diesem Projekt alle im Klaren darüber gewesen seien, dass man hier „eine andere Geschichte“ erzählen und auf das vermeintliche Opfer als Heldin fokussieren wollte, habe für sie den Unterschied gemacht. „Es ist eine Macht, die wir Opfern jeglicher Form von Unterdrückung geben können. Da bin ich sehr stolz darauf“, sagt von Finckh, die auch Botschafterin für UN Women Germany ist.

Bildsprache

Dies wollte man beim Dreh im steirischen Kumberg auch umsetzen. „Esther Rauch und Kameramann Mario Minichmayr haben total darauf geachtet, wie nah die Bildeinstellungen bei Nathalie sind und wem man die Macht in der Bildsprache gibt“, sagt von Finckh. Im Vorfeld habe sie mit Natalie Birli persönlich gesprochen und sich Interviews angesehen. „Beim Anlegen der Rolle wollte ich aber möglichst frei sein“, sagt von Finckh, aus Zeitgründen habe sie sich auch den österreichischen Akzent nicht ausreichend anlernen können.

ORF / Toni Muhr

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Im März 2020 wurde der reale Täter, Christoph K., zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Dominic Marcus Singer („Der Pass“), der den Entführer verkörpert, wollte K. nicht treffen. Er sagt: „Nathalie Birli ist auf jeden Fall die interessantere Person und auch die einzig relevante in dieser Konstellation. Ich hätte mich wahrscheinlich auch unwohl gefühlt, in meiner Position.“

Über die Gewalt im Film sagt er: „Natürlich ist das im Grunde unerträglich. Aber in der Abstraktion habe ich die Möglichkeit, der Frage nachzugehen: …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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