Ulrike Haidacher: „Malibu Orange“ steht für abgründige Räusche und Grind

Kultur

Ein Gespräch mit der Kabarettistin und Schriftstellerin über ihren neuen Roman, Freundschaft, den Tod, Burnout, Pflichtliteratur und Hemmungen.

Die aus Graz stammende Kabarettistin und Schriftstellerin Ulrike Haidacher führt die Protagonistin ihres Debütromans „Die Party“ (2021) in ein Kellerstüberl eines bekannten Regisseurs, wo dann die Sause nach und nach aus dem Ruder läuft. Mit dieser humorvollen Geschichte, gewürzt mit viel Sarkasmus, rechnet sie mit einer scheinbar toleranten Künstler-Oberschicht ab, die nach ein paar hochprozentigen Getränken ihr wahres, hässliches Gesicht zeigt. 

Ihr jüngst veröffentlichtes Zweitwerk „Malibu Orange“ beginnt wieder auf einer Party. Und es wird auch wieder einiges getrunken. Diesmal lässt Haidacher ihre Protagonistin namens Anja in ihre alte Heimat zurückkehren, in ein Kaff, wo es nicht mehr viel zu holen gibt. Zum Glück gibt es noch das Café Ulli, wo man sich immer noch herrlich betrinken und alte (bessere?) Zeiten herbeisehnen kann. „Malibu Orange“, das picksüße Teenager-Getränk der Neunziger und Nullerjahre, steht dabei sinnbildlich für eine verlorene Ära, in der das nächtliche Fortgehen mit der allerbesten Freundin Maja das Nonplusultra der Unbeschwertheit verkörpert hatte. 

Wettlesen

Aus ihrem zweiten Roman stammt auch jener Text, den die 39-jährige Haidacher beim heurigen Bachmannpreis in Klagenfurt vorgelesen hat. Dafür habe sie ein Kapitel aus dem Buch so umgeschrieben, dass es als eigenständiger Text funktioniert. „Das bin ich vom Kabarett gewöhnt, dass ich darauf gedrillt bin, Texte zu schreiben, die auf etwas hinauslaufen und ein klares Ende haben“, sagt die studierte Germanistin. Über die teilweise fragwürdigen Wortspenden der Jury, die Atmosphäre beim Wettlesen wollte Haidacher im KURIER-Interview aber nicht sprechen. Stattdessen ging es im Gespräch anlässlich ihres neuen Romans über die oft zitierte Work-Life-Balance, den Pflegenotstand – und darüber, ob man die Liste der Pflichtliteratur in der Schule überdenken sollte.

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KURIER: Welche Themen sind es, die Sie beim Schreiben Ihres neuen Romans beschäftigt haben?

Ulrike Haidacher: Als ich mir den Plot für meinen zweiten Roman überlegt habe, waren es zwei Hauptthemen, die mir wichtig waren: Arbeit und Freundschaft. Ich wollte von einer Frau Anfang dreißig erzählen, die in irgendeiner Form verloren ist. Meine Protagonistin Anja hat sich in jungen Jahren völlig übernommen, dann kündigt sie, ohne darüber nachzudenken, wie es danach weitergehen könnte. Gleichzeitig geht die Freundschaft mit ihrer besten Freundin, die immer eine Konstante in ihrem Leben war, in die Brüche. Ich glaube, dass gerade die Zeit Anfang dreißig für viele eine fragile Zeit ist. Man sollte jetzt erwachsen sein, das gelingt aber nicht allen, gleichzeitig hat man schon etwas begonnen und hinterfragt das vielleicht zum ersten Mal. Auch Beziehungsgeflechte zerbrechen oft oder entstehen neu. Die Freundschaft zu Anjas bester Freundin Magda zerbricht, als diese Volker kennenlernt. Anja sieht in der Beziehung zwischen Magda und Volker ein Machtgefälle, merkt, dass sich ihre beste Freundin verändert, ihre feministischen Prinzipien über Bord wirft, sich isolieren lässt und Entscheidungen trifft, die nicht zu ihr passen. Dabei habe ich alles aus Anjas Perspektive geschrieben, wobei immer die Frage auftaucht: Was ist ihre Interpretation und was stimmt wirklich? Und auch: Was macht man, wenn man merkt, die beste Freundin ist unglücklich, …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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