Wertschätzung für das Erbe Wiens

Kultur

Universitätszahnklinik am Alsergrund und Technische Uni am Karlsplatz: NMPB-Architekten sind die Spezialisten für zeitgemäße Restaurierung, behutsame Adaptierung und die Belebung historischer Bausubstanz.

Schon das farbenfrohe Ambiente ist Trost nicht nur für Menschen mit Zahnweh: Die luft- und lichtdurchflutete Zahnklinik der Universität Wien in der Sensengasse 2a, 2013 eröffnet, ist einer der prominentesten Bauten des Architekten-Teams Nehrer Medek† Pohl und Bradic.

„NMPB bauen bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert. Zum Vergleich: Fellner & Helmer, bekannt für ihre Theaterbauten in der gesamten Monarchie, existierte nur 47 Jahre lang bis 1919“, sagt Markus Kristan, der im Buch „NMPB-Architekten“ das umfangreiche Werk der vergangenen 20 Jahre vorstellt.

Alt und neu galt es oft zu verbinden: Das 1783–85 vom Franzosen Isidor Ganneval, dem Wien den Narrenturm, das Lusthaus und das Josephinum verdankt, im Auftrag von Kaiser Joseph II. errichtete Garnisonsspital in Wien- Alsergrund zu einem modernen High-Tech-Spital umzubauen und – unter Berücksichtigung der Auflagen des Denkmalschutzes – zu erweitern.

Wien MuseumWichtige Revitalisierung

Wobei Vorgefundenes und Hinzugefügtes gleichberechtigt kongenial verbunden und doch klar sichtbar getrennt erscheinen.

Der Bauherr wollte kein „weißes“, die Patienten eventuell abschreckendes Spital. So wurde der Maler und Farbenkünstler Oskar Putz damit beauftragt, für die Wände der Eingangshalle einen Farbcode zu entwickeln, der fröhlich und somit „angsthemmend“ wirkt.

Der Architekturkritiker Otto Kapfinger wertschätzt an den zahlreichen Arbeiten von NMPB „die Qualität einer brillanten, dabei aber eben nicht vordergründig spektakulären Konstruktivität“. Zu sehen an der Modernisierung großer, wichtiger Stadt-Bausteine wie der Erneuerung und Erweiterung der Arbeiterkammer beim Belvedere, an der Revitalisierung des denkmalgeschützten Ensembles der AKH-Frauenklinik von 1908, der alten Anlage der Austria-Tabakwerke in Ottakring – und eben an der bedeutenden Revitalisierung und Erweiterung der Universitätszahnklinik Wien, einer der größten und modernsten Europas mit 150.000 ambulanten Behandlungen pro Jahr an rund 40.000 Patienten.

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Hertha HurnausKuppel am Karlsplatz

„Ein voller Erfolg“ und „ein Geschenk“ war für Peter Skalicky, Altrektor der Technischen Universität Wien, neben der Sanierung des Mittelrisalits mit der Aula und der Hauptstiege „vor allem die Freilegung technologischer Sensationen“ im historischen Hauptgebäude aus dem Jahr 1815.

Denn das von Kaiser Franz I., dem Schwiegervater Napoleons, initiierte Gebäude erhielt nach französischem Vorbild eine spektakuläre, fast quadratische Kuppel, die durch Einbauten und Trennwände allerdings rund 150 Jahre großteils verborgen blieb und vergessen war.

Der Raum mit der imposanten Balkendeckenkonstruktion, jetzt wieder freigelegt und im historischen Dach in seiner ganzen Pracht zu sehen, ist für Skalitzky, „vom Musikverein einmal abgesehen, der schönste Raum am Karlsplatz“. Er dient im ehemaligen k. k. Polytechnischen Institut, ursprünglich in der Monarchie zentrale Ausbildungsstätte für Ingenieure und heute Anlaufstelle für Studenten aus aller Welt, als Veranstaltungs- und Festsaal.

Erstaunlich, dass das Holzgewölbe mehr als 200 Jahre und zwei Weltkriege überlebt hat und nie abgebrannt ist. Und um 1890 erhielt das Haus ein drittes Stockwerk aufgebaut, sodass die Kuppel mittels dampfhydraulischer Apparate gehoben werden musste.

„Eine technologische Meisterleistung für die damalige Zeit“, sagt Skalicky: „In Paris gibt es etliche solche Kuppeln, die größte ist angeblich die der Académie française. Aber ich glaube, keine ist so schön wie die am Karlsplatz.“

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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