Wiener Festwochen: Plakat vor sowjetischem Kriegerdenkmal verbrannt

Kultur

Ein in der Nähe des sowjetischen Kriegerdenkmals am Schwarzenbergplatz aufgestelltes Großplakat der Wiener Festwochen ist am Mittwoch heruntergerissen und verbrannt worden. Laut den Festwochen ist als mutmaßlicher Täter ein russischer Staatsbürger angezeigt worden. Das Plakat, das zwei nackte Männer zeigt, wird am Donnerstag um 17 Uhr wieder aufgestellt. Das Festival, das sich heuer als „Republik der Liebe“ positioniert, lädt danach zu einer Mahnwache samt Übernachtung.

„Das Plakat, eines der Hauptsujets der diesjährigen Festwochen, zeigte zwei junge Männer, eng umschlungen und in Liebe vereint auf einem Bett. Es handelt sich dabei um ein Zitat eines der vielleicht berühmtesten Bilder der Fotografiegeschichte: des Bed-in von John Lennon und Yoko Ono gegen den Vietnam-Krieg“, heißt es seitens der Wiener Festwochen, wo man daran erinnert, dass am (heutigen) Donnerstag mit einem „Fest der Freude“ am Heldenplatz an das Ende des Zweiten Weltkriegs gefeiert wird.

Wiener FestwochenRau: „Destruktiver und unverständlicher Akt“

„Es trifft uns natürlich, dass gerade an diesem geschichtsträchtigen Ort, der an den Kampf gegen Faschismus und die Opfer von Nazi-Gewalt erinnern soll, es zu Vandalismus kommt. Doch wir beantworten diesen destruktiven und unverständlichen Akt mit friedlichem Widerstand, hängen das Plakat einfach wieder auf und übernachten vor Ort, um es zu schützen“, erklärt Festwochen-Intendant Milo Rau in einem Statement. „Alle, denen diese Botschaft nicht klar genug ist, laden wir ein, gemeinsam mit uns zu diskutieren. Machen wir aus dem ‚Tag des Sieges‘ einen Tag der Liebe. Lasst uns, genau 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, gemeinsam ein Bed-in machen: gegen Krieg, Hass und neuen Faschismus. Für Großzügigkeit, Toleranz – und eine Nacht voller wunderbarer Debatten und Träume am Schwarzenbergplatz.“

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Schon in den vergangenen Tagen hatten bekannte pro-russische Aktivisten in Wien Kritik an der Werbekampagne der Festwochen geübt: Mit „Ekelerregendes am Schwarzenbergplatz“ kommentierte am Mittwoch etwa Dimitri Korenev in russischer Sprache auf Facebook ein Foto des Festwochenplakats vor dem Hintergrund des sowjetischen Kriegerdenkmals. Natallia Netschai schrieb von einem „absoluten Skandal“ sowie einem „Akt grenzenloser Respektlosigkeit“, dass ein solches Plakat ausgerechnet am Schwarzenbergplatz hängt. Dies sei ein Ort, der sowjetischen Soldaten gewidmet sei, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben für die Befreiung Österreichs gegeben haben.

Russland feiert „Tag des Sieges“

Korenev und Netschai sind dabei nicht nur Administratoren einer der größten russischsprachigen Facebook-Gruppen in Österreich, mit ihrem Verein „Menschen in Resilienz“ organisieren sie in engem Kontakt zur russischen Botschaft für Freitag auch eine große Veranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags des „Tag des Sieges“ am Schwarzenbergplatz selbst. In Russland wird der „Tag des Sieges“ über die Truppen der Nazis traditionell groß gefeiert.

Würden die Wiener Festwochen in Russland stattfinden, müssten ihre Organisatoren jedenfalls mit ernsthaften Konsequenzen rechnen: Im Zusammenhang mit einem vom Kreml lancierten Kampf für „traditionelle Werte“ verbot der oberste Gerichtshof in Moskau 2023 eine „internationale LGBT-Bewegung“ als extremistisch. Die öffentliche Demonstration von Plakaten wie jener der Festwochen würde aller Wahrscheinlichkeit nach als Extremismus strafrechtlich geahndet werden. Den Beteiligten würden in diesem Fall mehrjährige Haftstrafen drohen.

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Source:: Kurier.at – Kultur

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