
Von: Susanne Zobl
Treffen sich einer der aufregendsten jungen Pianisten und einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart in einer Bar … So könnte ein Witz beginnen. In Wirklichkeit aber führte so ein Treffen zu einem aufregenden Stück Musik. Die Protagonisten sind der isländische Tasten-Star Víkingur Ólafsson und der US-Komponist John Adams. Ólafsson forderte bei einem solchen Treffen Adams auf, ihm ein Klavierkonzert zu schreiben. Nun tourt er mit dem Stück um die Welt.
Am Wochenende gastierte er damit im Musikverein bei einem Konzert der Wiener Symphoniker. Am Pult stand Lahav Shani. Der brachte „After the Fall“, so nennt Adams seine Komposition, mit Verve zur Entfaltung.
Das Werk ist in jeder Hinsicht geschaffen für einen Virtuosen wie Ólafsson. Es basiert auf dem c-Moll-Präludium von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“, spielt mit Elementen der Minimal Music und lässt einen Hauch von Jazz durchwehen. Die Musik ist von unglaublicher Dichte, viel Schlagwerk, Harfenklänge, flirrende Streicher und furiose Läufe am Klavier, die Ólafsson wie Kaskaden spielt. Zum Durchatmen gibt es wenig Gelegenheit während dieser halben Stunde. Solist und Orchester agieren wie eine Einheit. Nach einer Zugabe, Bach, wird Ólafsson bejubelt.
Mit Leonard Bernstein setzt Shani sein Programm fort. Zunächst dessen „Chichester Psalms“. Bernstein komponierte das Chorwerk als eine Art Gebet für den Frieden in Israel. Shani, Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, treibt die Symphoniker zu Intensität an. Fulminant agiert der Wiener Singverein, gesungen wird auf Hebräisch. Ein echtes Klangtheater dann die „Symphonic Dances“ aus der „West Side Story“. Wieder Jubel.
KURIER-Wertung: 4 Sterne
Source:: Kurier.at – Kultur