20 Jahre Ehe für alle: Madrids bunter Stöckelschuh-Sprint zur Pride-Week

Politik
Stöckelschuh-Lauf in Madrid

„Und los“, ruft die Drag Queen im Glitzerkostüm auf dem Podest in der Mitte der Straße. „Los, los, los“, und schon rennen die Kandidatinnen und Kandidaten zwischen die jubelnden Mengen zu ihrer Linken und Rechten. Nach ein paar Metern stolpert Oscar über seine High Heels und fällt. Die Konkurrenten tippeln um ihn herum. Es geht um Schnelligkeit unter erschwerten Bedingungen. Das Stöckelschuh-Rennen ist nichts für Schwache oder Humorbefreite. Und so springt Oscar auf und sprintet weiter, mit aufgeschürften Knien aber ungebrochenem Kampfgeist.

Madrid zelebriert die Pride-Week und auch dieses Jahr findet wieder das beliebte Wettrennen auf bis zu 15 cm hohen Absätzen statt. Es ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die Konzerte, Theater- und Tanzaufführungen, Kinofilme, Ausstellungen, Spiele und eine große Parade umfasst. Aber dieses Jahr feiert Madrid nicht nur Diversität und Liebe, sondern auch ein besonderes Jubiläum: Seit 20 Jahren existiert in Spanien die gleichgeschlechtliche Ehe.

Maren Häußermann

Das Stöckelschuh-Rennen ist nichts für Schwache oder Humorbefreite.

Gesetz trat 2005 in Kraft

Als das Gesetz am 3. Juli 2005 in Kraft trat, gab es auf der Welt nur zwei andere Länder – die Niederlande und Belgien –, in denen Homosexuelle genauso wie Heterosexuelle ihre Beziehung durch eine Heirat festigen und die damit verbundenen Rechte in Anspruch nehmen durften. Seitdem haben sich mehr als 75.500 Paare in Spanien getraut. Rund 80 Prozent der Spanier stimmen zu, dass das Gesetz als eine Errungenschaft für die gesamte Gesellschaft gesehen werden kann. Fast 70 Prozent finden, dass es den Schutz für die LGBTQ-Gemeinschaft stärkt. Dass das stimmt, spiegelt auch Oscars Erfahrung wider.

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Auf den Kanaren, wo er aufgewachsen ist, hatte er Angst davor, stigmatisiert zu werden und seine Freunde zu verlieren. Deshalb hat er sich nicht erlaubt, er selbst zu sein. Erst als er mit 18 für sein Ingenieurstudium aufs Festland umsiedelte, hat sich der heute 32-Jährige geoutet. „Als ich Valencia betreten habe, habe ich mir gesagt: Das ist mein neues Leben und ich werde mein neues Leben nicht damit beginnen, mich zu verstecken.“ Oscar versucht, allen zu helfen, die sich in einer ähnlich unsicheren Lage befinden wie er einst. Eine wichtige Botschaft ist für ihn, dass man die Leute ziehen lassen muss, die nicht hinter einem stehen. Sie seien es nicht wert, dass man sich für sie unterdrückt. „Erst, wenn man sich sicher fühlt, kann man sein Leben leben“, sagt er. Was das private Umfeld betrifft, lässt sich auf die Gesellschaft übertragen. Akzeptanz gibt Sicherheit.

Chueca ist ein Ort für alle

Das Rennen findet an diesem Abend in Chueca statt, einem Stadtviertel, das von der LGTBIQ-Gemeinschaft geprägt ist. Das Metroschild ist eine Regenbogenflagge, es gibt einen Stand, wo man Waffeln in Penis- und Vaginaform genießen kann und zahlreiche Sexshops. In Designerläden und hippen Cafés tummeln sich Einheimische und Touristen, in der Markthalle San Antón treffen Geschäftsleute auf Familien und Senioren, die ihre Einkäufe erledigen. Chueca ist ein Ort für alle, und das diverse Publikum des Stöckelschuh-Wettrennens belegt das.

Als Oscar vor der Moderatorin mit der toupierten blonden Perücke und den extrahohen Plattformstiefeln zum Stehen kommt, geht es um alles. Um zu gewinnen, muss er sich …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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