50 Geiseln kommen frei: Experte erklärt, wie man mit der Hamas verhandelt

Politik

Israel ist sich mit der Hamas über die Freilassung von 50 Geiseln einig, dürfte das am Mittwoch verkünden. Ein ehemaliger israelischer Verhandler erklärt, wie man vorgehen muss, um solche Deals zu erreichen.

45 Tage. So lange befinden sich die verbliebenen 233 Geiseln bereits in den Händen der Terrororganisation Hamas. Während also am Dienstag die Kämpfe in den Ruinen von Gaza-Stadt weitergingen, blickte die Welt gebannt nach Katar. Dort, in den Marmorhallen der Hauptstadt Doha, vermittelt die Herrscherfamilie seit Wochen gemeinsam mit den USA zwischen der Terrororganisation Hamas und der israelischen Regierung. 

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Seit Tagen heißt es, eine Einigung über eine Freilassung von fünfzig Geiseln stehe unmittelbar bevor. Immer mehr spricht dafür, dass es am Mittwoch so weit sein dürfte. 

Israelische Medien berichteten über Einzelheiten eines möglichen Deals: Demnach seien die Terroristen bereit, 50 Geiseln freizulassen, wenn Israel im Gegenzug einer fünftägigen Kampfpause zustimmt, 300 Lkw mit Hilfslieferungen nach Gaza lässt sowie 300 weibliche und minderjährige palästinensische Häftlinge freilässt. Die Hamas, so heißt es, habe dem Vorschlag schon vor Tagen zugestimmt.

➤ Mehr dazu: Hamas gibt Details über möglichen Geisel-Deal bekannt

Am Dienstagabend gab Israels Kriegskabinett bekannt, zu einer Krisensitzung zusammenzukommen – ein Zeichen, dass Israel den Deal ebenfalls annehmen wird. Denn um palästinensische Häftlinge freizulassen, ist Einstimmigkeit im Kabinett notwendig. Am Mittwoch könnte Regierungschef Benjamin Netanjahu die Einigung verkünden.

Wie verhandelt man mit Terroristen? „Moral spielt dabei keine Rolle“

Dass vorab Details veröffentlicht werden – wohl von der Hamas – sei ein „Manöver, um Druck auf Israel auszuüben“, meint der israelische Verhandlungsexperte Moty Cristal, der jahrelange Erfahrung im Umgang mit palästinensischen Geiselnehmern hat. Bei einem Gespräch mit internationalen Journalisten am Dienstag gab er Einblicke in den Ablauf solcher Verhandlungen.

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„Moral spielt dabei keine Rolle“, so Cristal. Stattdessen müsse man sich in die Gedankenwelt des Gegenübers hineinversetzen, in diesem Fall jene des Hamas-Anführers im Gazastreifen, Yahya Sinwar: „Ich kann zwar behaupten, er wäre wahnsinnig und ein Fanatiker, aber damit ist niemandem geholfen. Um mit ihm verhandeln zu können, muss ich seine Logik verstehen.“

Ein reiner Gefangenenaustausch sei für Sinwar und die Hamas kaum von Nutzen, meint Cristal. Den Terroristen gehe es stattdessen um zwei Dinge: „In erster Linie brauchen sie eine Feuerpause, um ihre Truppen, ihre Verteidigung zu organisieren.“ Zudem sei es „in ihrem instrumentalen Interesse, die Bürde der Verbrechen loszuwerden, die sie am 7. Oktober begangen haben“. 

Das heißt: Die Forderung nach Hilfslieferungen oder einer großen Zahl freigelassener palästinensischer Häftlinge diene dazu, die Hamas vor allem in der muslimischen Welt reinzuwaschen.

Die Hamas hält nicht alle Geiseln selbst gefangen

Warum kommen aber nur 50 Geiseln frei? „Weil die Hamas ihr einziges Druckmittel nicht aus der Hand geben kann. Und weil sie nicht alle Geiseln gefangen halten“, meint Cristal. Ein Teil der ursprünglich 240 entführten Zivilisten befinde sich in den Händen der Terrorgruppe Islamischer Dschihad, einige würden zudem von „Warlords“, also unabhängigen, bewaffneten Kriminellen, gefangen gehalten.

Umso schwieriger dürfte es werden, sie alle freizubekommen. Da helfe die politische Debatte um die Prioritätensetzung der israelischen Regierung wenig, kritisiert Cristal: „Ich halte nichts davon, so …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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