
Seit Wochen herrscht auf dem Gelände des Weißen Hauses reger Baubetrieb. Wo sich einst die Büros der First Lady befanden, türmen sich nun Bauschutt und Stahlträger. Der Ostflügel des Weißen Hauses, 1942 errichtet und ein fester Bestandteil der amerikanischen Geschichte, ist fast vollständig verschwunden.
An seiner Stelle entsteht nun ein gigantischer Ballsaal, der künftig Platz für Empfänge, Galadinners und internationale Staatsbankette bieten soll. Trump selbst spricht von einem „notwendigen Schritt, um das Weiße Haus auf die Zukunft vorzubereiten“. Kritiker nennen es einen beispiellosen Eingriff in das nationale Erbe.
Das Projekt soll bis Jänner 2029 abgeschlossen sein, kurz vor dem Ende von Trumps zweiter Amtszeit. Kostenpunkt: rund 300 Millionen Dollar, vollständig durch Spenden finanziert.
Auf der offiziellen Liste der Geldgeber finden sich große Unternehmen wie Apple, Google, Amazon, Meta, Palantir und T-Mobile. Auch Trump selbst will sich mit eigenen Mitteln beteiligen, ohne bisher offiziell eine Summe zu nennen.
Denkmal- und Bürgerrechtsorganisationen verlangen derweil einen Baustopp, da das Projekt ohne vollständiges Genehmigungsverfahren begonnen wurde. Das Weiße Haus verteidigt die Arbeiten als rechtlich zulässig und verweist darauf, dass alle historischen Elemente digital archiviert und eingelagert wurden.
Der Abriss des Ostflügels fügt sich ein in eine Serie von Eingriffen, mit denen Trump den Amtssitz Schritt für Schritt in ein Abbild seiner eigenen Ästhetik verwandelt.
Fünf Beispiele verdeutlichen, wie tiefgreifend dieser Umbau tatsächlich ist.
1. Ostflügel verschwindet, Ballsaal kommt
Den sichtbarsten und umstrittensten Eingriff markiert ohne Zweifel die Planierung des Osttrakts.
Die Büros der First Lady und ihres Stabs wurden verlegt, der gesamte Gebäudeteil entfernt, um Platz für den geplanten Ballsaal zu schaffen – ein Bauwerk von mehr als 8.000 Quadratmetern.
Der Präsident will damit einen Ort schaffen, der „die Größe Amerikas widerspiegelt“. Offiziell soll der neue Ballsaal den neoklassizistischen Stil des Weißen Hauses wahren. Doch die Entwürfe sprechen eine andere Sprache: Sie zeigen einen monumentalen Saal mit vergoldeten korinthischen Säulen, Kristalllustern und einem Marmorboden im Schachbrettmuster – und somit fast eine Kopie des „Grand Ballroom“ in Trumps Anwesen Mar-a-Lago.
Sprecherin Karoline Leavitt beschwichtigt: Der neue Ostflügel werde „schöner und moderner als je zuvor“. Trump sei „im Herzen ein Bauherr“ und wolle das Weiße Haus „verbessern, nicht zerstören“. Kritiker sehen das anders: Der Abriss sei ein Verlust von authentischer Bausubstanz und ein Bruch mit der Kontinuität der amerikanischen Präsidentschaftskultur.
2. Wo Rosen blühten, liegt jetzt Stein
Auch der legendäre Rosengarten, Schauplatz unzähliger historischer Momente, blieb nicht verschont. Trump ließ die Rasenflächen großflächig zupflastern und in eine steinerne Terrasse mit Tischen, Stühlen und gelb-weiß gestreiften Sonnenschirmen verwandeln.
Die neue Fläche, von Trump als „Rose Garden Club“ bezeichnet, dient inzwischen als Ort für Empfänge und Zeremonien. Sie wurde etwa bei der posthumen Verleihung der „Presidential Medal of Freedom“ an den konservativen Aktivisten Charlie Kirk genutzt.
Zwar blieben die Rosenbüsche erhalten, doch kritische Stimmen sehen in der Umgestaltung eine Entweihung eines der ikonischsten Orte des Weißen Hauses und vergleichen den einstigen Garten nunmehr mit einer Hotelterrasse.
3. Jacqueline-Kennedy-Garten: Geschichte planiert
Noch tiefgreifender waren die Bauarbeiten im benachbarten Jacqueline-Kennedy-Garten. Die Anlage, 1965 nach der damaligen First Lady benannt, wurde vollständig abgetragen. Sie war über Jahrzehnte ein Ort für Kunst, Kultur und offizielle Empfänge, …read more
Source:: Kurier.at – Politik



