
Am Dienstag trat planmäßig das Blutwunder des Stadtheiligen Gennaro ein, in dem sich das „Blut“ verflüssigte.
In Neapel hat sich am Dienstag wieder das Blutwunder des Stadtheiligen Januarius – in Italien heißt er Gennaro – ereignet. Während einer Zeremonie in der Kathedrale verflüssigte sich das in einer Glasampulle aufbewahrte eingetrocknete Blut des Märtyrers.
Seit Jahrhunderten verflüssigt sich das Blut des Stadtpatrons am 19. September und an zwei weiteren Terminen: am Samstag vor dem ersten Mai-Sonntag, dem Fest der Übertragung der Reliquien nach Neapel, sowie am 16. Dezember, dem Gedenktag einer Warnung vor dem Vesuv-Ausbruch im Jahr 1631.
Tradition seit dem Mittelalter
1389 wurde zum ersten Mal beobachtet, dass sich dieses Blut verflüssigte und dann wieder erstarrte. Seit 1610 wiederholt sich dieses „Wunder“ regelmäßig. Dabei wird die Reliquie von ihrem Aufbewahrungsort zum Hochaltar von San Gennaro in der Kathedrale Neapels getragen.
Bischof Januarius wurde der Überlieferung nach zur Zeit der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian am 19. September 305 in Pozzuoli bei Neapel enthauptet. Heute wird an diesem Tag das Fest des Schutzheiligen begangen.
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Das steckt dahinter
Die Wissenschaft hat sich bereits mit dem Blutwunder beschäftigt und eine Erklärung für die Verflüssigung gefunden. In der Ampulle befindet sich eine chemische Substanz, die auch in Blut nachgewiesen wird. Dabei handelt es sich um ein Gel aus Eisen-Drei-Chlorid, Wasser und Eierschalenkalk – alles Substanzen, die bereits im Mittelalter bekannt waren. Schüttelt man dieses Gel, verflüssigt es sich. Es handelt sich also um eine einfache chemische Reaktion.
Tradition
Die Neapolitaner wollen daran natürlich nicht glauben – ebenso wie der Vatikan. Anfragen von Wissenschaftlern die Ampulle zu öffnen und die Flüssigkeit zu untersuchen, wurden seitens der Kirche nie erlaubt.
Für die Neapolitaner ist die Verflüssigung des Blutes übrigens ein gutes Ohmen. In den vergangenen Jahren trat das Blutwunder übrigens auch vier mal nicht ein: 1980 und 2016 sowie 2020 und 2021 blieb das Blut trocken. Eine Erklärung dafür wurde nicht gefunden – es wird spekuliert, dass zu wenig geschüttelt wurde.
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Source:: Kurier.at – Politik