
Frauen, gekleidet in bunten afrikanischen Stoffen, warten schon auf den Besuch aus Europa. Sie tanzen und singen und strahlen pure Lebensfreude aus. Davon, und von der Farbenpracht, darf man sich aber nicht täuschen lassen.
Denn nur wenig später wird es still. So still wie es nicht sein sollte, wenn rund 30 Mütter mit ihren Kindern beisammen sitzen. Viele der Kleinen blicken apathisch ins Leere, bewegen sich kaum, reagieren nicht auf soziale Interaktion, keines der Kinder weint. Sie sind zu schwach, denn sie sind stark unterernährt
Einmal in der Woche werden hier im Ernährungszentrum in Gitega Essen und Lebensmittelpakete ausgeteilt, die Frauen werden in ausgewogener Ernährung unterrichtet. Eines der Kinder, das auf einen Becher mit Gemüsesuppe wartet, ist der sechsjährige Fiston.
Agnes Preusser
Gloriosa und ihr Sohn Fiston (links) kommen jede Woche ins Ernährungszentrum. Ihr Sohn ist stark unterernährt.
Er ist zu klein für sein Alter, sieht höchstens aus wie vier. Aber er lächelt hin und wieder, plaudert, seine großen Augen sind wach.
„Es geht ihm schon besser als früher“, sagt seine Mutter Gloriosa. Seit zwei Jahren komme sie hier her. Früher habe man Fistons Rippen zählen können und er sei sehr schwach gewesen. Mittlerweile könne ihr Sohn aber sogar schon manchmal den Kindergarten besuchen.
Finanziert von der Caritas
Von der Hilfseinrichtung hat sie von Nachbarn erfahren. Insgesamt werden hier 400 Mütter mit ihren mangelernährten Kindern von den Schwestern des Ordens „Neues Leben in Versöhnung“ betreut, finanziert wird das Projekt von der Caritas Graz-Seckau.
Burundi ist eines der Länder mit der höchsten Kinderarmut weltweit. 56 Prozent leiden an chronischer Unterernährung, sagt Dr. Louis Mujawamariya. „Das ist schlecht für das ganze Land. Mit zwölf Jahren sind sie noch wie Kleinkinder. Diese Kinder werden auch später nicht viel arbeiten können.“
Mujawamariya war während des Bürgerkriegs (1993 bis 2005) als Flüchtling in Tansania und wurde danach vom Orden finanziell unterstützt, um studieren zu können. Als Jugendlicher war er knapp davor, sich den Widerstandskämpfern anzuschließen, wie er erzählt. Fast alle, die das getan hätten, seien gestorben. „Es ist eine Chance, dass ich noch lebe“, sagt er.
Eine Chance, die er unter anderem damit nutzt, die Frauen zu unterrichten.
Klimawandel und viele Flüchtlinge
Die Probleme in Burundi sind vielfältig: Die erneut angespannte politische Lage im Land hat die ohnehin schon schlechte wirtschaftliche Situation weiter verschärft.
Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Ernten aus, Flüchtlinge aus dem benachbarten kriegsgebeutelten Kongo kommen in das stark bevölkerte Land. Burundi ist in etwa so groß wie Oberösterreich und Steiermark zusammen, hat aber mehr als 13 Millionen Einwohner. Tendenz steigend.
Neben Tipps zur ausgewogenen Ernährung – besonders Eiweiß-Mangel ist ein Problem – wird darum bei den Schulungen auch über Familienplanung gesprochen. „Wenn eine Mutter ein Baby nach dem anderen bekommt, bekommt das erste Kind oft nicht genug“, erklärt Schwester Patrice.
Keine Aufklärung
Familienplanung sei aber nicht nur eine Sache der Frauen, betont sie. Mit dem Partner solle man besprechen, wie viele Kinder man sich leisten kann. Viele hören zum ersten Mal von Aufklärung.
Gloriosa hat selbst acht Kinder. Bisher hätten die finanziellen Mittel aber ausgereicht, um alle Kinder zu ernähren. Fiston, der jüngste, ist der Erste, bei dem …read more
Source:: Kurier.at – Politik