Churchills Kratzspuren: Vermächtnis eines Kriegspremiers

Politik

Der frühere britische Premierminister Winston Churchill hätte am 30. November seinen 150. Geburtstag gefeiert. Doch an einem Ort in London scheint er nach wie vor greifbar nah.

Ganz vorne an der Armlehne des dunkelbraunen Stuhls, dort wo man die Hand auflegen würde, ist das Holz deutlich heller und weist kleine Kerben auf. „Seht ihr das?“, fragt Kate Clements. Jene aus der Gruppe, die um den Holzstuhl stehen, lehnen sich ein wenig weiter nach vorne. „Da hat Churchill immer den Siegelring und die Finger in die Lehne gedrückt, wenn die Gespräche hitzig wurden.“ Der Tiefe der Kerbe nach zu urteilen, geschah das nicht selten. 

Bauer Anna-Maria

Winston Churchills Stuhl. Der Sitzpolster wird derzeit restauriert. 

Kate Clements bittet uns, weiterzugehen und erinnert noch eimmal: „Nichts berühren!“ Es ist nicht ganz leicht, der Aufforderung zu folgen; der Platz rund um den quadratischen Konferenztisch ist, ebenso wie die umliegenden Gänge, eng. Doch ihre Vorsicht ist nachvollziehbar. 

Schließlich ist alles in diesem Raum – von der roten Korrespondenzbox über das schwarze Scheibentelefon bis hin zu Notizpapier und Aschenbecher (mit Ausnahme der darin liegenden Zigarre) –  ein historisches Artefakt.

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Kate Clements kuratiert die Churchill War Rooms.

Es handelt sich um den Konferenzraum, in dem Winston Churchill während der entscheidenden Jahre der 1940er regierte.

Die entscheidende Stunde

Als Churchill am 10. Mai 1940 zum britischen Premierminister ernannt wurde, waren viele Briten überrascht, manche sogar entsetzt. Nach dem Rücktritt von Neville Chamberlain galt eigentlich Lord Halifax als Favorit für das Amt. Er stand für Verlässlichkeit; der 65-jährige Churchill galt politisches Pulverfass. 

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Doch auch wenn Churchill polarisierte: Seine Entschlossenheit im Kampf gegen Nazi-Deutschland, seine unerschütterliche Widerstandskraft und seine mitreißenden Reden zeigten, dass er der richtige Mann zur richtigen Zeit war. 

„Ich hatte das Gefühl“, schrieb er später über diesen Moment, „dass mein ganzes bisheriges Leben nur eine Vorbereitung auf diese Stunde und auf diese Prüfung war. … Ich war sicher, dass ich nicht versagen würde.“ 

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Winston Churchill wäre am 30. November 150 Jahre alt geworden.

Heute, 150 Jahre nach seiner Geburt, gibt es in London einen Ort, der sein Erbe lebendig hält. Wer in der Whitehall, nahe dem Westminster-Palast, in die King Charles Street abbiegt, entdeckt bei den Clive Steps einen schwarzen Eingang. Darüber prangt in goldenen Lettern: „Churchill War Rooms“. 

Rückzug in den Boden

„Die Briten wussten“, fährt Kate Clements, die Kuratorin der Churchill War Rooms, fort und führt dabei durch enge Gänge, „dass Deutschland aus der Luft angreifen würden. Also haben die Briten einen Ort gesucht, an dem die Regierung sicher arbeiten könnte.“ 

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Der Eingang zu den War Rooms in der King Charles Street.

Unterschiedliche Optionen wurden in Betracht gezogen, darunter auch Landhaussitze. Schließlich fiel die Wahl auf den Keller unter dem heutigen Finanzministerium, der bis dahin als Archiv genutzt wurde. Alte Aktenschränke wurden hastig geräumt, die Decken mit Stahlträgern verstärkt und eine neue Lüftungsanlage eingebaut. 

„Trotzdem war die Luft hier unten nie besonders gut“, sagt Clements. Churchill sei ohne Zigarre schließlich undenkbar gewesen.

In der Hochphase arbeiteten rund 500 Menschen in diesem unterirdischen Labyrinth, darunter die wichtigsten Regierungsmitglieder und die höchsten Generäle des Landes. …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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