Das Konklave beginnt: Die Suche nach einem Papst, der Wunden heilt

Politik

Eine letzte Ruhepause wird ihnen nach der Heiligen Messe am Morgen noch zugestanden. Ab 16.30 Uhr endet für die Kardinäle am heutigen Mittwoch dann aber (vorerst) ihre Zeit in Freiheit: Nach dem Ruf „extra omnes“ („alle hinaus!“) bleiben die Papstwähler alleine in der Sixtinischen Kapelle zurück.

Das Konklave beginnt – und endet erst, wenn das neue Oberhaupt über 1,4 Milliarden Katholiken gewählt ist.

Beobachter rechnen damit, dass das Konklave nicht allzu lange dauern wird. Spätestens kommende Woche, vielleicht noch diese, dürfte der neue Papst feststehen. Klar ist jedenfalls, dass das umfangreiche „Vorkonklave“, also die Beratungen im Vorfeld der eigentlichen Wahl, Raum für Ränkespiele und erste Allianzen geboten hat. Aber auch die inhaltlichen Diskussionen – theologischer wie politischer Natur – liefen offenbar so intensiv ab wie lange nicht mehr. Die Kirche steht am Scheideweg, das merkt man derzeit mehr denn je.

Qualifiziertes Rätselraten

Wer Franziskus auf dem Stuhl Petri nachfolgt, darüber lässt sich munter spekulieren. Zuletzt häuften sich erneut Vermutungen, dass sich ein aussichtsreicher Kandidat aus dem asiatischen Raum findet. Mehr als qualifiziertes Rätselraten ist all das aber nicht.

Viel klarer ist das Anforderungsprofil an den Nachfolger von Franziskus – auf wen auch immer die Wahl fällt.  Immerhin ist der Papst nicht nur spiritueller Führer, sondern vielmehr Staatsoberhaupt und – ganz profan gesehen – der Chef eines weltumspannenden Machtapparats, der in 189 Ländern präsent ist.

„Es gibt weltweit kein Regierungsamt, das komplexer ist als  das Papstamt“, sagt Ludwig Ring-Eifel im Gespräch mit dem KURIER. Der Vatikan-Korrespondent der Kathpress gilt als einer der profundesten Kenner der Materie. Worin also liegen die ersten Herausforderungen, die der neue Papst zu meistern hat?

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Sorgen um das liebe Geld

Zuallererst plagen die Kirche höchst weltliche Sorgen: Es geht, wie so oft, ums liebe Geld. „Die Finanzsituation des Vatikan ist eines der drängendsten Probleme“, so Ring-Eifel. Seit mehr als zwei Jahren hat der Vatikan keinen ordentlichen Haushalt mehr veröffentlicht; das strukturelle Defizit dürfte aber bei rund 80 Millionen im Jahr liegen.

Noch vom Krankenbett aus mahnte Franziskus im Vorjahr zur Sparsamkeit – und ließ eine eigene Kommission einrichten, die sich verstärkt um das Fundraising kümmern solle. Die finanzielle Sanierung des Vatikans blieb unvollständig. „Dieses Problem wird der neue Papst von Franziskus erben“, sagt Ring-Eifel. Und die Zeit dränge: Wenn die Finanzen nicht in Ordnung gebracht werden, drohen Kündigungen beim Personal. Rund 5.000 Angestellte gibt es im Vatikan; das Geld für Gehälter und Pensionszahlungen geht langsam zur Neige. Anders als andere Staaten hat der Vatikan seit dem 20. Jahrhundert keinen Zugang mehr zum internationalen Kapitalmarkt, um sich dort über Staatsanleihen zu finanzieren.

Doch auch inhaltlich warten auf den Pontifex heikle Themen. Etwa die Frage, wie er – weltweit – mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen umgeht: „Franziskus hat hier viel Gutes begonnen, aber nicht konsequent durchgezogen“ – etwa mit Blick auf die einheitliche Bestrafung der Täter. „Dieses Problem muss mit neuem Schwung und neuer Härte angegangen werden.“

Eine Pendelbewegung

Das große Thema, das auch das Vorkonklave überschattet hat, ist jenes der Spaltung der Kirche, die sich auch durch die Reihen der Kardinäle zieht. Eine Konfliktlinie verläuft seit jeher zwischen Traditionalisten (gerne …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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