
Der mit Trump befreundete Steve Witkoff geht für den US-Präsidenten auf heikelste Missionen und hat – trotz wenig Erfahrung – bereits bei den Geiselverhandlungen in Nahost eine große Rolle gespielt.
Wenn Elon Musk so etwas wie Amerikas Schatten- oder Co-Präsident ist, dann fällt Steven Witkoff die Rolle des inoffiziellen Chef-Diplomaten und Top-Emissärs Donald Trumps zu.
Der milliardenschwere New Yorker Geschäftsmann, von Kopf bis Fuß der zurückhaltende Gegenentwurf zum Dauer-Polterer Trump, hat es in wenigen Wochen zu einer der zentralen Figuren im Orbit des 47. US-Präsidenten gebracht. Im Nahen Osten ist der 67-Jährige maßgeblich an den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Geiseln beteiligt. Als Mitglied der jüdischen Gemeinde in New York genießt er zwischen Tel Aviv und Jerusalem hohes Ansehen und unterhält zudem gute Geschäftsverbindungen zu den arabischen Golfstaaten, insbesondere zu den Herrschern in Katar.
Lob von Demokraten
Witkoffs Performance sei so beeindruckend gewesen, sagen Leute aus Trumps Umfeld, dass der Präsident ihm auch im russisch-ukrainischen Krieg die Schlüsselrolle zuwies. Witkoff war es, der als erster US-Regierungspromi seit Beginn des Krieges im Auftrag des Weißen Hauses nach Moskau flog, um Tauwetter einzuleiten.
Die Kontaktaufnahme belohnte der russische Präsident Wladimir Putin mit der Freilassung des seit 2021 inhaftiert gewesenen US-Bürgers Marc Fogel. Witkoff brachte ihn in seinem Privatflugzeug in die USA zurück; eine Geste, die Trump schätzt. Aber auch Experten der demokratischen Opposition sprechen gut über ihn. Brett McGurk etwa, der Nahost-Beauftragte von Vorgänger-Präsident Joe Biden, fühlt sich Witkoff nach eigenen Worten „freundschaftlich“ verbunden.
Argwohn bei Rubio
Im State Departement dagegen, wo Außenminister Marco Rubio disproportional zu seinen öffentlichen Erklärungen machtpolitisch immer mehr verzwergt und weit hinter Witkoff rangiert, wird der in der New Yorker Bronx geborene Unternehmer mit einer Mischung aus Argwohn und Verwunderung betrachtet.
Der langjährige Golf-Buddy Trumps hat keine diplomatischen Erfahrungen, „kriegt aber Sachen geregelt, an denen sich andere bisher die Zähne ausgebissen haben“, sagte ein früherer US-Diplomat dem KURIER.
Witkoff kennt Trump seit über 40 Jahren, beriet ihn in jungen Jahren anwaltlich bei Immobilien-Deals. Das Geschäft muss ihm gefallen haben. Die Witkoff-Gruppe hat heute in über 70 großen Immobilien-Projekten landesweit als Investor die Finger im Spiel. Witkoff wurde so zum reichen Mann. Einer der markantesten New Yorker Wolkenkratzer, das Woolworth Building, gehört ihm.
Bisher größte Prüfung
In diesen Tagen steht der kleine, stets verbindlich und höflich auftretende Mann vor seiner bisher größten Prüfung: Er soll in Moskau Wladimir Putin von dem Plan eines 30-tägigen Waffenstillstands im Krieg gegen die Ukraine überzeugen, den Washington und Kiew kürzlich im saudi-arabischen Dschidda entwickelt haben. Am Donnerstag war Witkoff in Moskau gelandet, Freitagvormittag flog er weiter nach Baku.
Das Gespräch habe Anlass zu „vorsichtigem Optimismus“ gegeben, hieß es aus dem Kreml. Ein baldiges Telefonat zwischen Trump und Wladimir Putin sei geplant. Bis es zu einer Feuerpause kommt, dürfte es noch dauern – Putin stellt viele Forderungen. Doch Witkoff scheint gute Karten zu haben, den Friedensprozess zu beschleunigen. „Gelingt ihm das, wäre das der Ritterschlag“, sagen Trump-Gefolgsleute in Washington und sehen bereits den nächsten Sonderauftrag am Horizont: die Beendigung der Eiszeit mit dem Iran.
Im Gefolge eines …read more
Source:: Kurier.at – Politik