„Gazastreifen erobern, um dort zu bleiben“: Neue israelische Offensive steht bevor

Politik

Eroberung statt Vorstöße. Israels Regierung gab der Armee Befehl, weite Teile des Gazastreifens zu erobern: „Um dort zu bleiben!“ Ziel der „Operation Gideons Streitwagen“, so Premier Benjamin Netanjahu, sei „der  vollständige Sieg über die Hamas-Islamisten“. Für eine humanitäre Grundversorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung soll gesorgt sein. „Sofern notwendig.“ Trotzdem bleiben offene Fragen.

Wie weit soll die Eroberung gehen? Wann soll sie beginnen? Wann enden? Was wird aus den israelischen Geiseln im Hamas-Gewahrsam? Was soll das alles kosten? An Menschenleben? An Geld? 

Welchen Sieg? Schon vor über einem Jahr sah Netanjahu ihn in „greifbarer Nähe“. Mittlerweile dauert der Kampf gegen die Mörder von 1.200 Menschen am 7. Oktober 2023 länger als alle anderen Kriege Israels. Jetzt sprechen die Minister erneut von einer „vollständigen Zerschlagung der Hamas“. 

Und der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich sagte gar, für ihn würde ein „Sieg“ die „totale Zerstörung des Gazastreifens“ bedeuten – inklusive Vertreibung der Einwohner. Während der Armeesprecher hingegen die Befreiung aller Geiseln weiter als vorrangiges Ziel sieht.

Zehntausend sollen jetzt wieder an die Front 

So weit alles unklar. Abgesehen von der Tatsache, dass Israels Reserve-Soldaten schon jetzt die Kriegslast kaum noch tragen können. Über Zehntausend sollen jetzt wieder an die Front. An der sie teilweise schon Hunderte Tage verbrachten. Wirtschaftliche und familiäre Gründe lassen die Einberufungszahlen schrumpfen. In bestimmten Einheiten können gerade noch 60 Prozent ihrem Stellungsbefehl nachkommen. 

Die Huthi aus dem Jemen beschießen Israel fast täglich weiter mit Raketen. Eine neue Front zeichnet sich in Südsyrien ab. Wobei der neue Offensivplan allein mindestens vier Milliarden Euro verschlingen wird. Die zu erwartenden laufenden Kosten einer Besatzung nach der Besetzung werden ebenfalls auf Milliarden geschätzt. Dabei soll die humanitäre Hilfe an die Zivilisten im Gazastreifen aus internationalen Kassen kommen. Trotzdem führt der Krieg schon jetzt im ohnehin teuren Israel zu ständigen Preissteigerungen.

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Israels Armee will daher auf eigene Kosten nur die Verteilungsstellen für die Zivilversorgung bauen. In neuen Fluchtzonen, in denen die Bevölkerung Schutz finden kann. Scharfe Einlasskontrollen sollen das Eindringen bewaffneter Hamas-Kämpfer verhindern. Gazas Zivilbevölkerung soll dann nicht weiter von der Hamas abhängig sein. So die Theorie. 

Mehr als ein Experte hat Zweifel an deren Umsetzung in der Praxis. Ein „multinationales Konsortium“ aus US- und UN-Kräften soll die Hamas am Kapern der zivilen Versorgungshilfe hindern. Ex-General Noam Tibon: „Letztlich wird so die Kontrolle der Versorgung durch die Hamas nur verschoben. Nicht aufgehoben.“ 

„Gefährdet das Leben unserer Liebsten“

Für die Angehörigen der Geiseln ist die Ankündigung der Ausweitung der Kämpfe ein Schlag ins Gesicht: „Sie gefährdet das Leben unserer Liebsten und wir werden über die Medien davon in Kenntnis gesetzt.“ Die Mutter einer Geisel rief Reservisten zur offenen Verweigerung des Stellungsbefehls auf. Ein Minister beschuldigte sie daraufhin des Hochverrats. 

Doch könnte die Regierung selbst noch weit erfolgreicher die Proteste der Reservesoldaten anheizen. Reservisten waren es, die in der Vergangenheit die Proteste gegen die Justizreform der Regierung anführten. Mit ihr will Netanjahus Koalition Israels Justiz entmachten. Was sie im Sommer im Parlament durchsetzen will. Krieg hin. Krieg her. Doch zusätzlich plant die Regierung noch ein Gesetz, das strengfromme Schriftgelehrte von der Wehrpflicht befreien soll. Gleichzeitig mit der erneuten Rekrutierung …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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