
Warum erinnern?
Es lag an Peter Haubner, dem Zweiten Nationalratspräsidenten, das an diesem 5. Mai im Parlament zu beantworten.
Das Hohe Haus gedachte der sich zum 80. Mal jährenden Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Nebenlager.
Am 5. Mai 1945 haben Soldaten der 3. US Army Mauthausen erreicht und befreit; in der diesjährigen Gedenkfeier wurde besonders der Opfer des NS-Euthanasieprogrammes im Schloss Hartheim gedacht.
Warum so viele Jahre später noch erinnern? Wärs nicht gut, die Vergangenheit ruhen zu lassen?
„Nein“, sagt Eröffnungsredner Haubner. „Erinnern tut weh. Es ist schwer zu fassen.“
Die Tötungsanstalt Hartheim zeigt dies besonders eindrücklich. Menschen mit Behinderung wurden für „lebensunwert“ erklärt. Und anstatt des Schutzes, den sie gebraucht hätten, „bekamen sie Entrechtung und den Tod.“
Was in Hartheim und europaweit von den Nationalsozialisten verbrochen wurde, sei freilich kein Zufall gewesen, sondern „ein perfides Verbrechen“, das emotionslos verwaltet wurde. „Ein Akt des Zynismus.“
Warum erinnern?
Haubner antwortete unter anderem damit, dass der Wahnsinn nicht groß, sondern ganz klein in den Wohnungen der Menschen beginnt. „Wo Gewalt verharmlost, und wo Schweigen zur Zustimmung wird.“ Das Schlimme beginne mit harmlosen Sätzen wie „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“
Und es führe bis heute zu Bedrohungen, Beschimpfungen und Hassnachrichten.
„Wissen und Bildung“, sagt Haubner, „sind das schärfste Schwert gegen Hetze und Hass. „Der 5. Mai ist unser Bekenntnis zur historischen Verantwortung. Unser Bekenntnis zu einem ,Nie wieder‘.“ Denn wer das Böse vergesse, so zitierte Haubner eine Inschrift in Mauthausen, der erteile die Erlaubnis, dass es sich wiederholt.
Wer fehlte
Dass nicht Nationalratspräsident Walter Rosenkranz von der FPÖ sondern sein Stellvertreter Haubner (ÖVP) die Gedenkveranstaltung eröffnet hat, lag an den monatelangen Auseinandersetzungen, die sich Rosenkranz mit Parlamentariern und Opferverbänden lieferte.
Wie berichtet schloss es die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) aus, an Sitzungen des für die Opfer des NS-Regimes eingerichteten Nationalfonds teilzunehmen, so lange diesem Rosenkranz vorstehe. Er sei aufgrund seiner Haltung und seiner politischen Äußerungen und Einstellungen nicht geeignet, diese Funktion auszuüben.
Mittlerweile hat Rosenkranz die operativen Geschäfte im Fonds an Haubner abgegeben; und auch an der Gedenkveranstaltung im Parlament nahm der Nationalratspräsident nur noch als einfacher Zuhörer teil.
Die IKG sah sich dennoch außer Stande, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Und auch das Mauthausen-Komitee und dessen Vorsitzender Willi Mernyi haben im KURIER erklärt, dass sie an der Gedenkveranstaltung nicht teilnehmen wollen. Den Grund dafür erklärte Mernyi so: „Ich besuche keine Veranstaltung, bei der wir uns zum Kampf gegen Rechtsextremismus bekennen und so jemand (gemeint ist Rosenkranz, Anm.) dann nickt und applaudiert. Das ist für mich nicht schlüssig.“
Source:: Kurier.at – Politik