Islamistische Rebellen in Vororten Aleppos: Was ist los in Syrien?

Politik

Der rasche Vorstoß der HTS erinnert massiv an die Eroberung Mossuls im Irak durch die Terrormiliz „Islamischer Staat (IS)“, im Jahr 2014. Der Türkei dürfte das nutzen, Russland entsendet General.

Videos von Kämpfern der islamistischen Terrorgruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS)“ in den westlichen Vororten der syrischen Stadt Aleppo, geplünderte Waffenlager der syrischen Armee, die wichtigste Nachschublinie zwischen Damaskus und Aleppo unterbrochen. Ganz plötzlich, so scheint es, befindet sich das syrische Regime von Bashar al-Assad in einer schweren Krise. 

Trügerische Ruhe

Der blutige Bürgerkrieg, der seit 2011 tobt, sorgte in den vergangenen Jahren nicht für viele Schlagzeilen. Mit einem Waffenstillstand 2020 in der Provinz Idlib – zwischen der Al-Quaida nahen HTS, von der Türkei unterstützten Rebellen auf der einen und dem Assad-Regime und Russland auf der anderen Seite -, hatte sich im Nordwesten Syriens eine trügerische Ruhe breitgemacht. Das Assad-Regime dürfte sich in Sicherheit gewogen haben – schließlich waren in den vergangenen Jahren besiegte Rebellen und Islamisten unterschiedlichster Lager nach Idlib gebracht. Die Liste an internen Kämpfen ist lang.

Doch diese Differenzen dürften im Großen und Ganzen beigelegt sein – zu Beginn der Woche überraschten die Kämpfer der HTS sowohl syrische als auch russische Truppen und starteten eine Offensive auf die Stadt Aleppo, die Ende 2016 von syrischen, russischen und iranischen Truppen zurückerobert worden war. Einigen Berichten zufolge habe es bereits im Oktober Hinweise auf eine bevorstehende Offensive gegeben. Diese – so es sie gab – hat der syrische Sicherheitsapparat nicht ernstgenommen.

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Korruption und „Geisterbataillone“

Syrische Soldaten ließen eine Vielzahl an Waffen und Gerät zurück. Der rasche Vorstoß der HTS erinnert massiv an die Eroberung Mossuls im Irak durch die Terrormiliz „Islamischer Staat (IS)“, im Jahr 2014. Die irakische Armee war schlecht aufgestellt, Korruption und „Geisterbataillone“ – Einheiten, die nur auf dem Papier existierten, sodass Offiziere deren Sold einstreichen konnten – als das dürfte auch in den Reihen der syrischen Streitkräfte geschehen sein. 

Die Türkei im Hintergrund?

Zudem hat die HTS – direkt oder indirekt – einen starken Verbündeten: Die Türkei, die schon lange den gesamten nordsyrischen Grenzstreifen in eine „Pufferzone“ umwandeln und dort Rebellen wie syrische Flüchtlinge ansiedeln will. Aleppo böte die Infrastruktur dafür. Dafür spricht auch, dass sich Einheiten der „Syrisch Nationalen Armee“ – von der Türkei ausbildete, dschihadistische, Rebellengruppen – allem Anschein nach darauf vorbereiten, die kurdisch dominierte Stadt Manbidsch anzugreifen. Die mehrheitlich kurdischen „Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF)“ zogen eiligst Verstärkungen zusammen. Und so könnte es auch bald im Nordosten Syriens bald wieder brodeln.

APA/AFP/OMAR HAJ KADOURDer „Islamische Staat“ ist noch aktiv

In dieser Gegend verüben regelmäßig Terroristen des IS Anschläge auf kurdische Orte. Die stetige Bedrohung durch die Türkei lässt es nicht zu, das Hauptaugenmerk auf die Terrororganisation zu richten – die in den vergangenen Monaten sowohl in Syrien als auch im Irak wieder erstarkt ist. Eine Ansammlung kurdischer Truppen bei Manbidsch wird anderswo ein Vakuum hinterlassen, in das der IS vorstoßen könnte.

Ob es der HTS tatsächlich gelingt, eine Stadt wie Aleppo zu erobern und dauerhaft zu halten, darf bezweifelt werden. Doch die Gelegenheit war lange nicht so günstig wie …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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